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Love Is All

Nine Times That Same Song

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Das ist Globalisierung: der britische NME-Hype macht auch vor Schweden nicht halt. Love is all kombinieren Dance Punk, Riot Grrrl, No Wave und Indie Pop mit kaputten Saxophon-Eskapaden. Das riecht nach einem der vorderen Ränge in den Jahres-Charts.
Selbstinszenierung ist der erste Schritt zum Erfolg. Bei Love is All führt der über ein schwarz-weißes Video zu "Make out Fall out Make Up". Darin zu sehen: Sängerin Josephine nebst Band in spärlichem Geflacker, ähnlich grobkörnig wie ihre Musik. Aber, das kann sich die Gute gleich abschminken, den Gestus und das Aussehen hat sie von Karon O nicht geerbt. Auch sonst erinnert nicht allzu viel an die New Yorker Helden. Jedenfalls nicht so viel, wie einem der NME schon wieder glauben machen will. Das ist gut so. Die Kopie einer Kopie einer Kopie braucht, zumindest im ausgelutschten Post-Punk Revival, kein Mensch mehr. Love is All haben zwar ein Saxophon und eine nervige Sängerin. Zwei Instrumente, die einem den Spaß am Tanzen ganz gehörig verderben könnten. Bei den Schweden liegt der Fall allerdings etwas anders: sie haben auf ihr kurzes Debüt ausgesprochen abwechslungsreiche Songs gepackt, die nur selten nerven ("Make out Fall out Make Up"), oft zum Tanzen animieren ("Ageing had never been his friend") oder die geliebte Melancholie durchschimmern lassen ("Turn the Radio Off"). Krone der Schöpfung ist "Busy doing nothing", den man locker auf "Show your Bones" hätte finden können und der die Tanzfläche zu einem schweiß-getränkten Vorhof der Hölle machen dürfte. Der Bass und das Schlagzeug prügeln sich darum, wer den höchsten Coolness-Faktor besitzt (in "Felt Tip" gewinnt der Bass) und Sängerin Josephine haut galante Sätze heraus, die in ein paar Jahren gut und gerne auf vergilbten Postkarten in Frauen-WGs finden könnte ("I keep the one I love in a freezer / fresh and young, fresh and young."). Ein elegantes Debüt aus dem immer wieder für Überraschungen guten Schweden, das bei mir ungefähr die gleiche Wehmut und Tanzfreude weckt wie das Shout Out Louds Debüt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 29:14 / Riot Grrrl

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