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Clinic

Visitations

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 Das vierte Album der extrovertierten Engländer liegt wie ein spastischer Rockbastard in der Anlage. Wie lang er liegen und zucken wird, ist noch nicht abzusehen. Klar jedenfalls ist: ein Party-Album ist es nicht geworden.
Obwohl genau das Songwriter Ade Blackburn behauptet hatte. Die Party möchte ich sehen, auf der Clinic gespielt werden. Abrissgefährdet wäre der Laden. Und ziemlich sicher eine gespenstisch Höhle, aus der es kein Entkommen gibt. Es zittert und vibriert entlang der stumpfen Beats und bis ins unendliche verzerrten Gitarren. "Gideon" ist Velvet Underground, ganz klar. Bloß mir noch mehr Wahnsinn. Die Brise Pop, die hier durchweht, geht eigentlich nur noch als Windhose durch.  Ein Orkan sind hier allenfalls die E-Gitarren und das kontinuierliche Zischen eines verbrauchten Synthesizers. "Harvest (Within You)", ironischerweise die erste Single-Auskopplung, hat es zwar in sich, aber wirklich tanzbar ist die auch nicht. Zu gespenstisch die Szenerie, zu verkopft der Gesang, zu wir die Gedankengänge Blackburns. Aufgenommen in ihren nagelneu eingerichteten Studios in Liverpool haben Clinic (also die mit dem obligatorischen Mundschutz, genau!) ein wirres Werk geschaffen, das im Clinic Kosmos durchaus als viertes Album gewicht haben sollte. Ob man damit die Welt erobert, bleibt fraglich. Muss ja auch nicht. Denn den Bowery Ballroom können sie ruhig noch stehen lassen. Nach ein Clinic Konzert wären nämlich nur noch Ruinen da. Und aus der Asche und dem Nebel steigen dann Songs wie "Tusk" auf, einem kleinen, völlig aus dem Rahmen fallenden Punk-Prachtstück. Erst "Visitations" zum Ende hin baut dann eine endliche Spannung auf, ganz im Radiohead'schen Sinne. Rückkopplungen, Verzerrer, Beats, Glockenspiel, nölender Gesang: Clinic fordern und verletzen. Und flicken einen dann wieder notdürftig zusammen. Wie gesagt: für keine Party geeignet, so morbide kann man nicht sein ...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 49:14 / Rock

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