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Blood Brothers, The

Young Machetes

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So schön kann aufbauen und wieder niederreißen sein. Die Blood Brothers bestätigen mit „Young Machetes“ ihren Platz als Marktführer in Sachen Dekonstruktion der Rekonstruktion. Verdammt nervig und dennoch faszinierend. Stagnation auf hohem Level?
Viele kennen bestimmt das erhabene Gefühl, wie es früher war als Kind eine Sandburg zu bauen, nur um sie dann genussvoll wieder zum Einsturz zu bringen. Diese unbekümmerte Lust an der unantastbaren Macht. Ausdruck der menschlichen Schattenseite. Wie auch immer: das Gefühl vom zusammenschrauben und dann wieder kaputt machen, kennen die Blood Brothers garantiert auch. Denn auch „Young Machetes“ gleicht wieder einer musikalischen Brandschatzung oder einem vertonten Magengeschwür. Hardcore, Pop und der komplette Wahnsinn vermengen sich erneut zu einer wild zuckenden Kröte, die man nur schwer schlucken kann. Das liegt nach wie vor in erster Linie am Gesang der Blutsbrüder. Das fortwährende Duett von Jordan Blilie und Johnny Whitney keine Gnade und wer zu „Young Machetes“ Luftschlagzeug spielen will, der könnte sich schon mal die Schulter auskugeln. Sägende Gitarren treffen auf Keyboards und erzeugen einen Waschgang, den man eigentlich nicht mal seiner alten Wäsche antun würde. Harmonie und Tornado liegen hier genauso nah beieinander, wie sonst nur im mittleren Westen der USA. Von der explosiven Ouvertüre „Set Fire To The Face On Fire“ bis zum grazilen Abschluss „Giant Swan“ - hier passt alles. Fantastisch wie das Klavier bei „Camouflage, Camouflage“ hereinbricht und die Band mit „Spit Shine Your Black Clouds“ nicht nur viel Mut zeigt, sondern auch einen nahezu perfekten Song gebastelt hat. Aggressiver als zuletzt sind sie und vor allem wieder bewusst hibbelig. Bei „Huge Gold AK-47“ wird das Tempo keine paar Takte gehalten, immer wieder kippt die Stimmung; umso schöner, wenn die Blood Brothers dann einem Song auch mal Zeit zum Atmen geben, wie das Finale von „Lift The Veil, Kiss The Tank“ beweist. Höhepunkt ist aber vielleicht das Geschwisterpaar „Street Wars / Exotic Foxholes“. Hier gibt es Spiel, Spaß, Spannung und Experiment in einem. Vom Blood Brothers Standartrepertoire bis zum Instrumental inklusive Klarinette ist alles möglich. Fazit: Noch mehr Hits und gleichzeitig kompromisslos wie eh und je. Wie immer auf Dauer sehr anstrengend, für den Moment aber die gesunde Abwechslung von all der glatten Musik da draußen. Es ist eine einfache Rechnung: Runder als „Burn Piano Island, Burn“ + bessere Songs als auf „Crimes“ = Das beste Album, das die Blood Brothers bisher gemacht haben. Glückwunsch dazu!

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 51:03 / Weirdcore

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