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Sonic Youth

The Destroyed Room: B-Sides And Rarities

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Kann der Einstieg in die verworrene, unüberschaubare Welt von Sonic Youth überhaupt noch gelingen, wenn man nicht selbst jahrelang pennibler Verfolger der Avantgarde-Rock-Institution war? Seltsamerweise beantwortet gerade eine B-Seiten-Compilation diese Frage mit einem klaren "Ja".
Vielleicht deswegen, weil der Streifzug durch die jahrzehntelange Geschichte des Bandzentrums um Kim Gordon und Thurston Moore am ehesten auf diese Weise Sinn macht. Schließlich wäre eine Best Of-Compilation - vielleicht ausgenommen die Titel des dubios hitverdächtigen "Dirty"-Albums von 1992 - schon alleine vom Namen her unpassend für das Schaffen der Formation. "The Destroyed Room: B-Sides And Rarities" bietet nun einen Querschnitt durch einige der Tracks der New Yorker, welche es aus irgendwelchen Gründen nicht auf die regulären Longplayer geschafft haben. Dabei umspannen die elf Stücke keineswegs die ganze Karriere. Beleuchtet wird stattdessen die eigentümliche Umbruchphase, als um die Jahrtausendwende der Sound-Visionär Jim O'Rourke ins Bandgefüge stieß. Eben jener Moment, als sich die Musik vom dekonstruierten Popsong weg zum atmosphärischen, meist instrumentalen und beinahe jazzigen Improvisationswahnsinn entwickelte. Das Spektakel beginnt mit "Fire engine dream": Offensichtlich verworrenes Gefrickel, ausgedehnt auf zehn Minuten. Zum "Abgewöhnen" werden das sicherlich diejenigen finden, welche Sonic Youth aus ihrer songorientierten Frühphase kennen. Lässt man jedoch die Scheuklappen außen vor, folgt gegen Ende der eineinhalb Stunden eine Überraschung: Das macht alles Sinn. Sogar in der vorgegebenen Reihenfolge. Das Platteninfo spricht von der "Essenz" des Sonic Youth Schaffens. Es mag recht haben: Ein guter Teil der Höhepunkte ihrer Karriere wurden von Sonic Youth offenbar wirklich verbunkert - und hier sehr gekonnt und stimmig neu aufbereitet. Da erscheint es fast frech, dass Song Nummer drei des Albums - klassischerweise die Position für die Singleauskopplung - tatsächlich ein kurz hingehauchter Hit wurde. Verwirrung einmal mehr gelungen. Hinweis für akribische Komplettisten: Drei Stücke hier sind bislang unveröffentlicht.

 -- / Spielzeit: 76:57 / Avantgarde-Rock

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