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|| Sebastian Zapf ||

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Was haben Gott & die Welt, Jet Black und Tomte gemeinsam? Sie haben dieses Jahr Alben veröffentlicht, die mir nicht nur den Sommer versüßten. Ihre Platten gehen auch locker in die Jahresbestenliste ein. Das Abschiedsdokument von Jet Black, „The Dead End", hat auch nach einem halben Jahr nichts an Intensität eingebüßt. „Buchstaben über der Stadt" klingt nach 10 Monaten Dauerbeschallung dagegen eher wie ein alter Vertrauter. Und Gott und die Welt, fragt ihr. Die sind einfach die derbsten. Da kann man ja ruhig mal erwähnen, dass unsere beiden Hauskatzen mit Musik eigentlich nicht viel am Hut haben. Bisher sind sie erst zweimal wild rockend durch die Wohnung geshambelt. Einmal lief die DVD des Ramones-Klassikers Rock`n Roll Highschool. Und einmal, tja, „Dinge von Bestand"!

Weitere Albumhighlights im Schnelldurchlauf:

Auch wenn Kollege Gloser meint, bei Alexisonfire handle es sich nur um eine weitere dieser durschnittlichen und überflüssigen Metalcorebands. Alter Schwede! „Crisis" ist genau das, was man zu erwarten wagte: Mit einem hingerotzten „Alright, this is from our hearts" wird ein weiteres Emo/Post-Hardcore-Highlight der Jungs aus Kanada eingeläutet. Einfach ALLES, was mich am Vorgänger „Watch Out" begeistern konnte, ist hier in noch konzentrierterer Form vorhanden. Rockiger ist man geworden. Selbst Schreihals George ist ein Stück weit melodiöser. Auf der Watch-Out-Tour, als sie mit Rise Against und Red Lights Flash unterwegs waren, fragte ich mich in Ermangelung genauer Rise Against-Kenntnisse noch, welche der beiden Bands wohl Headliner sein würde. Alexisonfire waren es damals nicht. Die konnten zwar im vorderen Bereich begeistern. Der Rest war recht verhalten. Als Rise Against die Bühne betraten, dachte ich im ersten Moment es wäre wieder Mitte der 90er und wir auf einem NOFX-Konzert. Selten so viele Rucksackbehängte Jungspunde mit Faust in der Luft gesehen. Als sich das auch nach 20 Minuten nicht änderte, musste ich meine „Naja, die spielen die Hits eben zuerst"-Haltung noch mal korrigieren. Aber Moment, hier geht's ja um Alexisonfire. Sympathisch as fuck und sowieso Eins A. Kaufen, jetzt!!! Wir sind ja nicht die Intro…

Bereits Monate vorher war mir klar, dass Kevin Hamann aka ClickClickDecker mit „Nichts für Ungut" eines der Alben des Jahres aufnehmen wird. Zu gut waren die Songs, die er auf seiner selbst veröffentlichten Live-CD vorab darbot. Als wir letztes Jahr in Karlsruhe im Substage mal wieder Muff Potter sehen waren, war auch die obligatorische Punkjugend da. Doch statt Schleimkeim oder Gürgerwürg-Shirt hatte der freundliche Iro-Träger ein fantastisches ClickClickDecker-Gemälde auf den Bauch gepinselt. Natürlich längst vergriffen. Schon damals. Damnit. Jetzt ist Click mit Band unterwegs. Dass das funktioniert, sah man nicht nur auf der Tomte-Tour. Wir waren ja unter anderem in Bielefeld, als sie vor Jupiter Jones und Aerogramme auf der Visions-Party spielten. Und es ist einfach eine Freude ihnen zuzusehen. Macht mindestens genausoviel Spaß, wie Audiolith-Chef Lewerenz beim Large gehen zu beobachten. Top! Den Singlehit „Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt?" hörten hal und ich auf dem Immergut-Zeltplatz gefühlte 355 Mal. Featuring „Alder, geil. Spul zurück. Mach noch mal" Und, nein, es nervt immer noch nicht!

Monochrome: Die Band, die alle zwei Monate eine neue Sängerin am Start hat. Naja, nicht ganz. Ich hab Ewigkeiten gebraucht, bis ich sie endlich mal live gesehen hab. Das war auf dem fantastischen Out Of Ordinary-Festival 2005. Einem Festival, bei dem einfach alles gestimmt hat. Neben Turbostaat, Jupiter Jones, Räuberhöhle, Robocop Kraus, Superpunk und Co. spielten dort auch Monochrome vor einer verschwindend geringen Zuschauerzahl. Und es war auf eine schräge Art und Weise bezaubernd. Ganz der alten Turbostaat-Weisheit „Nicht denken, sondern fühlen" verbunden, heißt es auf „Éclat": „You've got to leave, when your heart says go". Dazu Post-Hardcore, der ungewohnt sanft ums Eck kommt. Pop ist das Zauberwort. Dawnbreed waren gestern. Und das ist auch ganz gut so. So wurde ein Album voller abseitiger Hits daraus.

Der Hund Marie hat auch mal eben schnell ein Soloalbum aufgenommen. Dahinter versteckt sich Max Marie Schröder. Mittlerweile fest im Tomte-Umfeld verankert (Hansen-Band, Tomte, Olli Schulz), zeigte der Songwriter auf der ersten Hansen-Tour bereits für wenige Minuten, was so in ihm steckt. Auf dem neuen Schulz-Album darf er auch mal kurz was singen. Und das tut dem Album verdammt gut. Muss wohl an der geschmeidigen Stimme liegen. Die Texte sind nicht so 1:1 wie beim Rest der Rasselbande. Generell ist die Platte nicht so eingängig, wie der Großteil der Veröffentlichungen seiner Kollegen. Da bekam man schon mal zu hören; „Hab ich mal reingehört, hat mich nicht so angemacht". Ja, das ist gut möglich. Aber das ist ja oft so bei richtig großen Alben. Wie geschaffen für die kommenden Wintertage. Außerdem hat er uns versprochen, dafür zu sorgen, dass keine GHvC-Bands mehr im Nürnberger Löwensaal spielen. Diesem traurigen Gebäude.

The New Amsterdams finden hier nur Platz, weil ich ein großer Fan der Get Up Kids bin. Ich liebe Matt Pryors Stimme. Doch die GUK sind Geschichte. Schon zu Zeiten seiner alten Band nahm Pryor ruhigere Songs solo auf. Sein neues Album heißt „Story Like A Scar". Klingt wie eine Bandplatte jetzt. Aber es sind immer noch die ruhigen folkigen Stücke, die am meisten mitreißen. Sind wir mal ehrlich. Ich mag diese Platte sehr. Hab sie mir als Import aus Amerika bestellt. Euch ans Herz legen will ich sie trotzdem nur bedingt. Hört euch erst mal den Rest an. Danach könnt ihr weitersehen. Die meisten mochten die Get Up Kids aus bestimmten Gründen. Matt Pryors Stimme war meist nicht darunter…

Fehlen noch Herrenmagazin aus Hamburg. Wir machten ein Auto voll, um die großartigen Peters im Posthorn in Roth-Eckersmühlen sehen zu können. Es war Freitag Abend. Ein Bier folgte dem nächsten. Einer von der Supportband Flimmern zwang die wenigen Zuschauer dazu mit ihm Schnaps zu trinken. Das Angebot nahmen wir dankend an. Peters waren nach ihrem Konzert mächtig besoffen. Und dazwischen, da spielten Herrenmagazin. Verschenkten danach ihre CDs. Muss wohl am Alkohol gelegen haben. Dass die Songs der sympathischen Nordlichter aber spitzenmäßig sind. Das haben wir uns nicht alkoholumnebelt auf den Oberschenkel tätowieren lassen. Das wurde am nächsten Tag brav im nüchternen Zustand auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft. Und siehe da: Klingt immer noch geil. Spätestens wenn es in „Der längste Tag" heißt: "Ich kann jetzt nicht schlafen, ich muss Wege machen!" weiß man, dass Herrenmusik doch gar nicht so schlecht sein muss.

Ach, und Thursday und David & the Citizens haben ja auch neue Platten veröffentlicht. Das Jahr war eigentlich ganz schön gut. Wenn wir die Nerds mal außen vorlassen, könnte man auch noch das letzte Strokes-Album (VÖ: 31.12.) mit dazuzählen. Dazu noch das wahrhaft grandiose Captain Planet/Matula-Split-Tape. Aber damit fange ich lieber gar nicht erst an. Lieber verweise ich aufs Captain Planet-Debütalbum, das hoffentlich 2007 erscheint. Sehen wir ja dann. Nächstes Jahr, selbe Stelle.

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