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|| Verena Kurz ||

schreibt über...

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Woran erkennt man eine Platte des Jahres? Gar nicht so einfach, gibt es doch so viel Gutes, Mitreißendes, Berührendes. Und am Ende geben dann doch fast immer zwei Kriterien den Ausschlag: Die Haltbarkeit und der Grad des Sich-Daran-Festhalten-Könnens. The Album Leaf haben im Sommer ihr drittes Album heraus gebracht, und vielleicht war das nicht der günstigste Zeitpunkt für ein derart in sich gekehrtes Stück Musik. Aber immer, wenn der Lärm wieder einmal zu viel wurde, das Chaos zu groß oder die Verwirrung überhand nahm war die Platte da. Nie auf Dauerrotation, sondern wenn es darauf ankam. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben, Ablösung ist nicht in Sicht und auch nicht nötig. Trotz Spärlichkeit wird „Into the blue again“ nicht langweilig, bleibt trotz Schlichtheit aufwühlend und beruhigend zu gleich. Und genau deshalb auch etwas zum dran Festhalten.

Ein Album von seltsamer Intensität und Schönheit haben dieses Jahr auch die Kanadier von The Most Serene Republic veröffentlicht. „Underwater Cinematographer“ klingt in manchen Momenten befremdlich, dann wieder vertraut und melodisch wie ein Kinderlied, in erster Linie aber freundlich. Das Album ist ein Freund. Und das, obwohl die Quäkstimme des Sängers sich ebenso wenig anschmiegen will wie die verwirrenden Rhythmen. Aber vielleicht ist mir das Album genau deshalb so ans Herz gewachsen. Eigenwillig und verschroben wirbeln Songfetzen, Melodien und Rhythmen um den Gesang und die Texte, von denen man nie wirklich weiß, was sie bedeuten, aber immer weiß, was damit gemeint ist. Und wenn man ganz pathetisch sein will: Das ist doch das schöne an Freunden. Selbst wenn man selbst nicht weiß, was man sagen will, wird man verstanden.

Umzug, neue Stadt, neue Menschen und ganz viel, das man zurücklässt. Das ergibt dann einen Gefühlsmix aus Wehmut, Neugier, Melancholie, Tatendrang und noch ein paar Sachen, von denen man selbst nicht weiß, was sie sind. Den Soundtrack dazu haben Janka geliefert, die mit „Indiearmevon“ endlich das lang ersehnte erste Album veröffentlicht haben. Und alle Erwartungen, die man nach der EP von 2004 haben durfte, wurden und werden immer noch, mit jedem Durchlauf, erfüllt. Musikalisch fein ausgearbeitet, mit dem richtigen Gespür für Hervorheben und Weglassen, für antreiben und sich treiben lassen. Dazu die Texte im Spannungsfeld Mensch-Stadt-Gefühl, von denen zwar schon viele geschrieben wurden, aber wenige so unkonkret berührend, ohne kitschig zu sein. Dazu eine Stimme, der ich immer wieder zuhören kann und die mir zusammen mit den kleinen, feinen Gitarrenmelodien das Gefühl gibt, dass es doch irgendwie egal ist, wo man ist. Hauptsache nicht allein.

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