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Maps Interview

Reykjavik - London

 

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Am 27. Juli erscheint „We Can Create“, das Debüt der Band Maps via Mute Records. Eine Platte, die bereits im Vorfeld ordentlich Wirbel macht, in Großbritannien überschlägt sich die Presse vor Lob. James Chapman, einziges unabdingbares Bandmitglied und somit selbstverständlich der kreative Kopf von Maps, beendet mit „We Can Create“ seinen (nicht nur) musikalischen Selbstfindungsprozess und stößt mit dem Release die Zugangstüre seines Kosmos weit auf. Es fällt nicht schwer, ihm einige kräftige Schritte hinein zu folgen, denn wenn britische Kollegen behaupten, hier wurde mit tatkräftiger Unterstützung eines uralten 16-Spur-Rekorders und der Gebrüder Valgeir und Moi Sigurosson (u.a. Bonnie „Prince“ Billy, Björk) mal eben Simon & Garfunkel und die Chemical Brothers gekreuzt, dann macht das neugierig. Wenn sich dann eine Gesprächsmöglichkeit ergibt, bleibt einem nichts anderes übrig als zu sagen: „Ja, ich will“. Um die eigene Neugierde zu befriedigen und die derjenigen zu schüren, die sich bisher noch nicht mit Maps beschäftigt haben.

Deine Selbst- und Soundfindung wird als Resultat eines einsamen Heimweges durch die Straßen von Northampton geschildert. Wie ist es möglich in Englands bevölkerungsreichstem Distrikt alleine nach Hause zu gehen?
James Chapman: Ich denke dieser Heimweg war real und metaphorisch zugleich. Ich arbeite seit Jahren an Songs, experimentiere mit Sounds und Ideen, versuche das zu finden von dem ich annehme, es ist mein Ding und dann kam alles ziemlich schnell und plötzlich. Ich war in Northampton clubben und die Nacht endete mit dem Nachhauseweg in den frühen Morgenstunden. Ich verbinde diese beiden Sachen, da sie mir so sinnvoll erschienen.

Was hast Du gemacht, bevor du den Heimweg angetreten hast?
Ich feierte mit einigen Freunden und das war nicht ohne. Kann man hervorragend machen in Northampton.

Das Video der Singleauskopplung „It Will Find You“ scheint zumindest den Bildern nach fast schon eine Dokumentation deiner Suche nach dem neuen musikalischen Ich zu sein. Steckt die Verarbeitung dieser Zeit des Suchens auch für dich in dem Clip?
Ich denke, das Video ist in gewisser Hinsicht eine Art Andeutung einer erlebnisreichen Reise. Der Beginn des Projektes „Maps“ hatte eine große Bedeutung in meinem Leben. Früher habe ich einige Demotapes unter dem Namen „Short Break Operator“ versendet, ein Name, der irgendwie eine Art Ausbruch andeutete. Ich änderte ihn zu „Maps“, als ich andere Musik zu machen begann und ich denke, Maps fasst das zusammen und spielt sowohl auf die Erforschung der Welt als auch die Flucht vor ihr an.

Man sagt, dass Deine musikalische Zeitrechnung 1989 mit den Stone Roses beginnt. Steht die Verwendung eines 16-Spur-Recorders nicht im Gegensatz zu dieser persönlichen „Stunde Null“, da die Mehrspur-Recorder-Technik die Musik etwa ein Jahrzehnt früher revolutionierte?
Yeah, der Spruch ist völlig wahr (lacht). Ich schaue durchaus weiter zurück als ins Jahr 1989, aber der Großteil meiner Plattensammlung ist aus der Zeit danach. Ich denke einfach ich bin begeisterter von „neuer“ Musik, speziell im elektronischen Bereich und höre mir Sachen an, die es bis dato einfach noch nicht gegeben hat. Letzten Endes benutze ich einen 16-Spur-Recorder, weil es so für mich persönlich am besten funktioniert. Das war keine wirklich bewusste Entscheidung.

Was für eine Bedeutung hat für dich diese 16-Spur-Maschine?
Sie bedeutet mir eine ganze Menge und ist ein nicht weg zu denkender Teil meines Lebens geworden. Ich verwende dieses Set-up jetzt schon eine ganze Weile und bekomme es langsam aber sicher in den Griff. Ich finde es manchmal vorteilhaft mit Equipment zu arbeiten, mit dem man gut vertraut ist. Vor allem wenn es um grundsätzliche Dinge geht, erhält man so das beste Resultat.

„We Can Create“ wird als Mischung aus The Postal Service über die Chemical Brothers bis hin zu The Byrds beschrieben. Wie siehst du das selbst?
Ich fühle mich wirklich geschmeichelt darüber, denn das sind alles Bands die ich sehr mag und die das, was ich tue, beeinflusst haben. Es ist wirklich toll, mit Bands verglichen zu werden, die ich verehre. Ich höre die unterschiedlichsten Sachen. Ich denke, die Songs meines Albums sind wie all meine Einflüsse unterschiedlich, aber man erkennt, dass sie von Maps sind.

Liest Du die Plattenkritiken über dein Album eigentlich? Was bedeuten sie dir?
Klar, ich lese sie. Es ist immer wieder großartig, eine gute Kritik zu bekommen und zu wissen, dass es Leute gibt, die mit dem, was du machst, etwas anfangen können. Und es ist wichtig, dass man sich von schlechten Kritiken nicht unterkriegen lässt. Aber noch wichtiger ist es, dass man selbst immer wieder etwas mit seiner Musik anfangen kann. Ich halte das für mich sehr erstrebenswert.

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Du sagst über „We Can Create“, dass es ein großes Album ist. Worin liegt für dich die Größe des Albums?
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr daran erinnern, das gesagt zu haben. Aber ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Album. Ich und mein Team haben viel und hart daran gearbeitet. Ich denke, es repräsentiert das Beste, was ich zum derzeitigen Zeitpunkt meines Lebens auf die Beine stellen konnte.

Was für eine Auswirkung hatte die Zusammenarbeit mit Valgeir Sigurosson auf das Album? Hat sich im Vergleich zu deinen ursprünglichen Ideen viel verändert?
Mit Valgeir in Island zusammen zu arbeiten war großartig. Ich liebte es, dort zu sein. Die Studioatmosphäre war brillant und Valgeir und sein Bruder Moi wurden meine Freunde. Grundsätzlich entwickelten wir mein „Homework“ weiter. Manchmal änderten wir etwas am Beat oder der Instrumentierung und ließen unseren Ideen freien Lauf. Manchmal änderten wir eine ganze Menge, aber es gibt auch Tracks auf der Platte, die wir fast im Original beließen. Es war ein fantastisches Erlebnis, mit echten Streichern und Bläsern zu arbeiten.

Was hast du von Valgeir und der Zeit in Island mit nach Hause genommen?

Einige tolle Erinnerungen von tollen Menschen. Und das Nachtleben in Reykjavik, das hat es in sich. Musikalisch gesehen war Valgeir eine große Inspiration für mich. Ich lernte eine Menge von ihm.

Nach dem „großen“ ersten Album, einem noch viel größerem zweiten, Geld, Villa mit quadratkilometergroßem Park, 25 Meter Yacht und allem, was du dir außerdem wünschst, wo stehen Maps für dich konsequenter Weise in zehn Jahren?
Yeah! (lacht) Schauen wir mal. Zehn Jahre? Nun gut, es wäre fein, Musik zu machen und an allem so viel Spaß zu haben, wie es momentan der Fall ist. Ein gutes Tonstudio hätte ich dann gerne in meinem Besitz, wo es sich arbeiten lässt. Aber die Welt wird sich ein paar mal drehen und alles was darin enthalten ist, ebenso. Also schauen wir mal…

Wie schaffst du es, trotz des ganzen Erfolges - in den UK sind Maps derzeit ja so etwas wie Kritikers Liebling - immer wieder auf dem Boden zu bleiben, du selbst zu sein?
Das ist nicht wirklich schwer. Es läuft ja alles gut momentan. Mute ist ein tolles Label und ich bin von großartigen Menschen umgeben, mit denen ich arbeiten kann. Ich bin von Natur aus ein recht bedachtsamer Mensch und denke zu wissen, dass man es nicht übertreiben sollte, egal was passiert.

Wie geht es nach dem Albumrelease weiter? Wird man euch in diesem Jahr auch in Deutschland live zu sehen bekommen?
Wir werden in Norwegen, Schweden und auf vielen Festivals in den UK spielen. Ich hoffe auch, dass wir im September auf US-Tournee gehen und gegen Ende des Sommers würde ich sehr gerne einige Shows in Deutschland spielen. Anfang Juni war ich einige Zeit in Berlin und es gefiel mir sehr gut. Ich würde mich freuen, zurück zu kommen und in Deutschland zu spielen.

Abschließende Frage: Wo möchtest du Silvester 2007 gerne verbringen?

Hmm, normalerweise schütte ich mich mit ein paar Freunden in einem Londoner Club zu. Dieses Jahr könnte es anders sein... oder auch nicht (lacht).

Interview und Text: David Lodhi
Fotos: Pressefreigaben


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