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Come In
Willkommen in Schweden
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Man hätte es eigentlich ahnen können, was da für ein Tsunami der guten Musik auf uns zukommt. Nachdem uns die letzte Schwedenwelle vor allem knackigen Rock’n’Roll gebracht hat ist nun die Zeit gekommen für all die Post-Kristofer Aströms. Songwriter, die sich über Jahre ein Netzwerk aufgebaut haben und sich ständig verbessert und weiterentwickelt haben. Vier Jahre ist es her, da erschien ein Sampler namens „Come In“ auf dem kleinen Label Villa Recordings. Heute ist von diesem Label im Internet nicht mal mehr eine Homepage zu finden, die Künstler aber, die sich auf diesem Sampler versammelt haben, die sind heute überall und nicht mehr wegzudenken.
Björn Kleinhenz zum Beispiel, der mit dem wunderschönen Song „Hands Tied“ vertreten ist und heute nicht nur viele seiner Freunde auf Tour oder im Studio unterstützt, sondern auch selbst unter seinem Namen Platten auf Mi Amante veröffentlicht. Im April hat der nach Schweden emigrierte Stuttgarter sein Album „Trans Pony“ in die Welt entlassen und bietet darauf klassisch schöne Songwriterkunst.
Auf dem selben Label ist auch Johann Krantz untergekommen, der dieser Tage unter dem Namen Musika 77 (damals noch Music 77) ein wunderbar verschrobenes, fast unzugängliches Album veröffentlicht hat und im Herbst auf Tour durch Deutschland ist. „Brave You Free May“ heißt dieses Werk und ist vorsichtige Annäherung und schüchterne Ablehnung zugleich. Wer sich so etwas traut, muss entweder viel Mut haben oder durch und durch Überzeugungstäter sein. Schaut man sich diese schwedischen Kauze an, mag an das Argument mit dem Mut nicht so recht denken, vielmehr glauben diese Künstler an dass, was sie da tun. Diese Menschen machen nicht Musik, um Musik zu machen, sondern weil sie müssen. Da muss etwas raus. Egal, ob es nun Freude, Depression oder einfach nur der Schuss skandinavische Melancholie ist.
Und er ist nicht der einzige, der im Herbst sein Glück auf Tour versucht. Die Brüder Gustafsson sind ebenfalls unterwegs. Martin, der jüngere der beiden, ist gleich zweimal auf dem Sampler von 2002 vertreten. Zum einen mit dem Labrador Collective, bei dem er sich eher elektronisch gibt und dann noch mit seinem Baby Boy Omega. Unter diesem Namen veröffentlicht er nun seit geraumer Zeit Songwriterperlen und ist genau wie sein Bruder Daniel bei Riptide Recordings unter Vertrag.
Daniel wiederum veröffentlicht in wenigen Tagen it The Book of Daniel sein Debütalbum, um sich danach einige Zeit durch die kleinen Clubs in Europa zu schmeicheln. Seinen Bruder nimmt er einfach im Vorprogramm mit. Das verkürzt die Kennenlernphase ungemein und Mitmusiker teilt man sich sowieso. Wenn nicht im kalten, grauen, regnerischen Herbst, wann dann soll die Musik der beiden wirken? Keine Frage, sie werden reifer und mit mehr Fans nach Hause fahren. Und sie werden ihr Publikum berührt, fasziniert und glückselig zurücklassen. Vielleicht auch gebrochene Frauen- herzen, aber das spielt bei diesen Bands wohl eher selten eine Rolle. Halten Sie die Augen offen nach einem Trupp von mindestens zehn bezaubernden Schweden.
Dem Umfeld zuzuordnen ist auch das wunderbare Damen-Quartett Audrey, die ebenfalls gerade in den Startlöchern stehen und mit ihrem Debütalbum „Visible Forms“ Schönheit wieder ein Stück neu definieren. So stellt man sich gutgemachte Popmusik vor. Solche, die es wohl nie ins Mainstreamradio schaffen wird, dafür aber ein Qualitätssiegel auf der zarten Haut trägt.
Erschienen ist dieses Werk soeben auf Sinnbus Records, die mit Alarma Man eine weitere schwedische Band im Stall haben. Nun sind Alarma Man zwar weniger für behutsamen Songwriterpop bekannt, dafür aber für explosiven Post-Hardcore, der instrumentalen Art. Auch sie haben das Sprungbrett „Come In“ offensichtlich gut genutzt und wer hätte es gedacht? Natürlich, auch sie kann man in Kürze live begutachten. Es bleibt also abwechslungsreich und interessant und man darf gespannt sein, wer als nächstes den Sprung in die deutschen Vertriebswege wagt. Ein kleiner Hype, der so einiges zu bieten hat. Hurra, die Schweden kommen!
sellfish.de präsentiert Alarma Man und Audrey auf Tour. 
Text: Sebastian Gloser
Fotos: Pressefreigaben
