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Pain Of Salvation

Scarsick

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Auch bald drei Jahre nach Veröffentlichung des letzten Pain Of Salvation Albums: So ganz aufgeschlüsselt habe zumindest ich als langjähriger Bewunderer der Schweden ihr Konzept hinter "Be" nicht.
Die textliche Schlagseite war meines Erachtens von etwas halbseidener Philosophie geprägt, während man musikalisch selbst ein wenig den Überblick verloren zu haben schien. Naja, Daniel Gildenlöw und seine Mannen haben sich rückblickend offenbar etwas verhoben. So jedenfalls hat es den Anschein. Doch nun folgt konsequent der Weg zurück zu der Sorte Songs, welche trotz aller Komplexität nachvollziehbar bleibt. Noch besser: Hinter deren abermals etwas verwirrender Oberfläche sich ganz große Melodien verbergen. Wer an dieser Stelle schon ungläubig den Kopf schüttelt, der möge sich das einprägsamste Beispiel - "Cribcaged" - anhören. Zurück zu den Fakten: Das Album wurde diesmal in bester Vinyl-Tradition in Seite "A" und "B" aufgeteilt; und schon damit entzerrt sich das belastende Konzeptdenken des Vorgängers. Am ehesten findet sich ein Pendant zu "Scarsick" vielleicht im 2000er Werk "The Perfect Element" - auf dessen zweiten Teil man dennoch weiterhin vergeblich warten muss. Doch Pain Of Salvation würden ihren außergewöhnlichen Ruf riskieren, hätten sie nicht die eine oder andere Überraschung im Gepäck. Jene macht sich in stilistischen Farbtupfern fest, welche die ohnehin breite Palette des Quartetts deutlich erweitert. Das alternativ-rockige "America" beispielsweise zeigt eine höchstens vermutete Facette, bevor den Hörer das programmatische "Disco Queen" (Abba lässt grüßen, kein Witz!) auf gänzlich ungewohntes Terrain lotst: Diesen unbeschreiblichen Track muss man gehört haben! Kurz vor dem Finale luken dann in "Flame to the moth" sogar Soulfly um die Ecke. Das beste dabei: In keinem Fall handelt es sich um anbiederndes Nachahmen, sondern immer um packende Vorstöße, die eigenen Extreme im Kontext des unverkennbaren P.O.S.-Sounds weiter auszureizen. Pain Of Salvation sind damit weiterhin eine der ganz wenigen Bands, bei welchen die Bezeichnung "Progressive" eindeutig positiv besetzt bleibt: Sprühend vor Ideen, fernab schlimmer Klischees oder stilistischer Barrieren - und genau deshalb unglaublich spannend. Dass auch "Scarsick" zumindest zu Beginn wieder nicht ohne Anstrengung zu konsumieren sein wird, bleibt davon unbenommen. Ebenso wie die Tatsache, dass meine Wenigkeit in den zehn, von der ersten bis zur letzten Minute brillanten Songs den vorläufigen Schaffenshöhepunkt der Schweden ausgemacht hat.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 67:54 / Progmetal

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