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Clap Your Hands Say Yeah

Some Loud Thunder

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Man kann nicht sagen, dass es lang gedauert hat: gerademal ein Jahr nach dem Europa-Release ihres Debüt-Albums kommen die New Yorker mit einem zweiten Album um die Ecke. Da kann man misstrauisch werden. Zu Recht.
Vielen halten den Leierkasten Alec Ounsworth ja für einen ziemlichen Schnösel, ebenso arrogant wie verbohrt, der geborene Kopf einer erfolgreichen amerikanischen Rockband also. Dazu sein Gesang: es krächzt und orgelt, bleibt nicht stehen und ist zu einer klaren Aussagen fast nicht fähig. Kein Wunder, dass die halbe Musikwelt daran Gefallen finden musste. Und wenn man ein Jahr später zurück denkt, kann man am Debütalbum auch fast nichts schlechtes finden. "Upon this tidal wave" jedenfalls macht sich überall gut: auf ambitionierten Samplern, Indie-Dissen und wahrscheinlich sogar in der nächsten iPod-Werbung. Und genau das ist auch der Haken an der ganzen Sache: auf dem Debüt gab es Hymnen, hier gibt es sie nicht mehr. Das mag man ganz toll finden, wenn man möglichst viele Hörer abschrecken will und ist ja ohnehin ziemlich gewagt, was in Kritikerkreisen immer gern gesehen ist. Nach gefühlten 30 Hördurchläufen allerdings hat sich der Eindruck verfestigt, dass Sänger und Songwriter Ounsworth sich über die Köpfe der übrigen Bandmitglieder hinweggesetzt hat. Es leiert längst nicht mehr so sympathisch wie vor einem jahr noch. Alles wirkt ziemlich bemüht, meistens lustlos und die meiste Zeit ziemlich halbgar. Vielleicht kommt das Album einfach zu früh: im Sommer 2006, zwischen Festival-Auftritten auf der ganzen Welt, hat man das Album zusammengeschustert. Und vor lauter Ambition völlig den Hörer vergessen. Der Opener "Some Loud Thunder" könnte noch vom Glanz des Debüts zeugen, wäre er nicht durch eine besonders miese Qualität entfremdet worden. "Mama, won't you keep them castles in the air and burning?" allerdings zeigt dann auf besonders eklatante Weise, woran die Band heute krank: es reicht nicht, besonders schraddelig zu spielen und zu singen. Man muss auch etwas bieten können. Genau das können CYHSY leider nicht. Lediglich "Underwater (You and Me)" zeugt von alter Größer, ist durchweg ein euphorisch machender, mitreißender Song. Genau das, was ich am Debüt so liebte: Schieflage, Einfallsreichtum, Melodiefähigkeit, Ernsthaftigkeit, lyrischer Tiefgang. Es tut weh feststellen zu müssen, dass sich die Kreativität meiner Lieblingsband 2006 innerhalb eines Jahres wie im Säurebad selbst aufgelöst hat. Bleibt zu hoffen, dass die Band noch rechtzeitig die Kurve kriegt.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / 42:51 / Indie-Pop


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