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Ampl:tude

Der Igel an der Orgel

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Da ist er wieder, der nette Elektro-Märchenonkel aus Berlin namens Ampl:tude. Auch Album Nummer vier dürfte wieder allen Liebhabern von Synthiegefrickel und technoiden Jump-and-Run Videospielen gefallen. Vier Typen mit Spaß in den Fingern und viel Trash im Kopf. Das muss einfach gut gehen.
Dass „Der Igel an der Orgel“ noch etwas besser als der Sinnbus-Vorgänger „Auf hören“ geworden ist, liegt vor allem daran, dass die Jungs fokussierter zu Werke gegangen sind. Der bandtypische Sound hat an Profil gewonnen, ist jetzt weitaus unverkennbarer. Nicht unbedingt einzigartig, aber zweifelsohne sehr eigen. Die sphärischen Momente sind weitestgehend verschwunden, man konzentriert sich auf die Stärken. Und die sind irgendwo zwischen Gameboy und Grimms Märchen vergraben. Die kindlichen Songtitel hat man sich bewahrt und immer noch werden Geschichten erzählt, ohne dabei ein Wort zu verlieren. „Der Igel an der Orgel“ berichtet uns von Onkel Uhu, der krank ist, von der kleinen Katze und von der geliebten goldenen Uhr. Erinnert manchen wohl stark an die Kindheit zwischen Hörspielkassetten und später dann eben Nintendo. Denn genau da geht der Sound hin: hyperaktiv und straight nach vorne rollend. Wie damals bei Super Mario und Kirby, die des Igels geistige Paten sein könnten. Am besten sind Ampl:tude immer dann, wenn sie die flippigen und melancholisch-trüben Momente mischen. Bei „Eine Medaille hat immer mindestens zwei Seiten“ klappt das hervorragend, genau wie bei „Darin ist der Größte“. Zum Abschluss spielt die Band noch eine Runde „Ich packe meinen Koffer“ und spätestens dann sollte eigentlich klar sein, dass Ampl:tude gar nicht so futuristisch daherkommen, sondern viel mehr retro sind, als so manche Garagenband. Beschrieben wird eine Zeit, die man tatsächlich mit „Verschwende deine Jugend“ überschreiben könnte, als man zu viele Stunden vor dem PC oder dem Fernseher verbracht hat. Eine Zeit im Umbruch, als Pixel Freunde wurden. Hat Florian Illies eigentlich schon ein Buch namens ‚Generation Tetris’ geschrieben? Zum Glück nicht.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 34:53 / Elektro

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