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Diggs, The

Commute

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Trotz modernster Kommunikationsmedien und neuer Vertriebswege dauert es manchmal sehr sehr lange, bis Musik die Grenzen verschiedener Kontinente überschreitet. „Commute“ wurde vom New Yorker Trio The Diggs schon im Dezember 2005 veröffentlicht und obwohl es ein ausgezeichnetes Album ist, wollte bislang kein deutsches Label zugreifen.
Das hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn man mit iTunes inzwischen wenigstens einen Vertriebspartner gefunden hat. So richtig passen will das zu dem kantigen Indierock der Diggs aber auch nicht. Dazu klingt die Band viel zu sperrig und unangepasst, um in der aktuellen Downloadlandschaft ihren Platz zu finden. Beeindruckend, wie es die drei Herren schaffen mit so wenigen Mitteln so große Songs entstehen zu lassen. Reduzierter Indierock, der auf alle unnötigen Nebenschauplätze verzichtet und sich auf das Wesentliche konzentriert: den Song. Kollege Shoegaze ist stellenweise auch mit dabei und setzt vor allem zu Beginn und gegen Ende von „Commute“ wunderschön intensive Akzente. Wer Sonic Youth, Interpol oder Marr mag, kann das hier jedenfalls nicht schlecht finden. Getragen werden die neun Songs von Gitarrist und Sänger Timothy Lannen, der mit seiner Stimme so viel Verzweiflung und unterdrückte Wut vereint, dass es jeden sogenannten Emo-Sänger neidisch machen müsste. Eine Stimme, die immer irgendwie ein Stück neben der Spur liegt und vor allem deswegen genau ins Herz trifft. Man hat das Gefühl, dass The Diggs mit ihren Liedern so behutsam umgehen, als würde es sich um Kinder handeln. Hier wird aufgebaut und gepflegt, beruhigt, aber auch mal geschimpft. Das Trio platziert seine kleinen Explosionen ganz geschickt, und lässt so eine wall of sound nicht zur Gewohnheit verkommen. Gitarre, Schlagzeug, Bass werden hier so vielseitig wie möglich eingesetzt, aber ohne dass sich die Bandmitglieder dabei als besonders gute Instrumentalisten darstellen. Die Musik kommt aus dem Bauch, das merkt man in jeder Phase des Albums. Egal ob sphärisch („It’s justlike you say“), postrockig („Everyone’s starting over“, „Stagg“, „Faith in strangers“) oder einfach genial („Trouble everyday“) - The Diggs können alles. „Commute“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie man aus wenigen Ideen ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Album machen kann, das nie langweilig wird und dennoch wie aus einem Guss klingt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:29 / Indierock

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