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Rose Kemp

LA Handful Of Hurricanes

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"A Handful of Hurricanes" ist nach „Glance" das zweite Album der erst 22-jährigen Engländerin Rose Kemp, deren Eltern Jeff Buckley und PJ Harvey sein könnten.
In der Realität sind Rose Kemps Eltern beide zumindest Mitglieder der 70s Folkrockband Steeleye Span. Die Energie einer Patti Smith, um noch einen Augenblick in den Siebzigern zu bleiben, ist kaum auf der neuen Platte zu hören. Der, teils auch politische, Zorn dieser Ära fehlt und weicht einer klagenden, Radiohead'schen Hoffnungslosigkeit. Der Opener "Little One" ist neben der ersten Single (und eindeutigem Höhepunkt der Platte) "Violence" und dem Schlusslicht "sing our last Goodbye" auch einer der besten Songs auf "A Handful of Hurricanes" geworden. Über weite Strecken nämlich überwiegt der Folk. "Little One" ist mal ruhig, mal traurig, mal akustisch. Und vereinzelt brechen dann auch die Rockgitarren aus. Rose Kemps Stimme klingt mal schwach, mal gefühlvoll, sanft. Aber an vielen Stellen immer auch etwas kraftlos und fad, wie etwa in "Sister Sleep". Der zweite Track ist auch die erste Single. "Violence" bedient sich bei den Beatles, bricht unvermittelt in Krach um, nur um am Ende wieder am Ausgangspunkt, dem warmen Folk, anzukommen. In dem Anfangs nach Tonstörung, Weltraum oder Sonic Youth klingenden "Skin's Suite" zeigt sich schließlich auch Rose Kemps textliche Größe, wenn sie singt: "He does not always listen, but that's because he's thinking of me." Das klingt dann fast positiv, auch wenn die Musik hier eher belanglos bleibt. Im Vergleich zu der oft wunderschönen Musik sind die Texte etwas zu bewusst mehrdeutig oder ausagefrei. In den besten Momenten des Albums erreicht ihr stimmlicher Ausdruck aber sogar die Vielschichtigkeit und Tiefe einer Dusty Springfield oder Janis Joplin, welche auch oft zwischen Soul und Folk stehen, in weniger guten die nervige Dünne von Alanis Morrisette. Trotzdem, beim zweiten hören freut man sich schon auf viel, dass anfangs störte. Wie die kleinen Fehler eines schnell lieb gewordenen Freundes. Viel Schönes auf diesem Album lässt hoffen, dass dies nicht das Beste war, was Rose Kemp uns noch schenken wird.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Folk-Pop

Autor: Ulrich Blanche





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