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The Blood Arm

Lie Lover Lie

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Zwischen Glamrock, Punk und 70s-Pop: The Blood Arm vereinen Tanzbarkeit und Attitüde. Ziemlich gelungen. Aber auch mit äußerst kurzer Halbwertszeit.
Im Grunde herrscht auf der Tanzfläche ja im allgemeinen Frieden. Man klappert ein bischen mit den Sohlen, schwenkt die Hüften, lässt die Arme kreisen und schüttet sein Bier auf andere Körper. Allgemein: die Tanzfläche ist ein postpubertärer Sandkasten, auf dem man die Welt um sich herum vergisst und sich im besten Fall perfekt selbst darstellt. Wer dafür den passenden Soundtrack machen will, braucht nicht selten eines: Coolness und Cleverness. Cool und Clever heisst natürlich selten wirklich originell. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass aus Nathaniel Fregosos großspuriger Ankündigung, seine Band The Blood Arm werde das nächste große Ding (noch bevor er überhaupt die Band gegründet hatte!), irgendwie doch etwas geworden ist. Der verhinderte Filmstudent und Soundtrackkomponist seiner eigenen Kurzfilme hat nämlich alles richtig gemacht, um im Musikgeschäft ganz nach oben zu gelangen. Eigenwillige Rythmusfraktion (kein Bass, dafür ein ordentlich hallendes Klavier), ein Überhit ("Suspicious Character") und einen uneingeschränkten Willen. Es kommt wie es kommen muss: Support für Franz ferdinand, die ihre neuen Schützlinge in der Presse aufpeppeln. NME-Choräle, ausverkaufte Clubtouren, permanente Tanzflächenbeschallung in ganz Westeuropa. "I like all the girls / And all the girls like me", das kann man schon nach einer Runde im musikalischen Autoscooter mitgrölen. Vom Stallgeruch der Kaiser Chiefs ist das auch nur noch ein paar Moleküle entfernt. Zum Glück aber haben sich die Amerikaner nicht in die selben Abgründe gegeben wie die Killers: das großspurige Getue ist zwar nahezu identisch, allerdings hat "Lie Lover Lie" die richtige Schieflage. Das Klavier plinkert schon einmalig, ziemlich lässig und immer mit einer recht gefährlichen Sexyness hinter den anderen Instrumenten her und funktioniert damit als adequater Katalysator. Die Songs bleiben nicht blutleer, sondern arschwackeln immer am Abgrund entlang. Da werden selbst Songs wie "P.D. I Love you but don't muss you" vom Editors-Korsett befreit. Und wenn bei "Do i have your attention" nicht bald die Indie-Hütte brennt, ist im Garage/Wave/Pop-2.0-Unternehmen etwas schrecklich schief gelaufen.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 42:51 / Indie-Folk


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