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Geschmeido

Auf Wiedersehen

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„Wir sind unversehrt / wir sind ungeklärt“ heißt es im Titelsong des dritten Geschmeido-Albums, welches mit „Auf Wiedersehen“ überschrieben ist und doch viel mehr eine Begrüßung darstellt. Passt trotzdem gut, denn „Auf Wiedersehen“ ist nicht nur Verabschiedung, sondern auch Versprechen. Das nächste Zusammentreffen gibt es bestimmt und so ganz geht man ja nie.
Keiner weiß das besser als Geschmeido. Schließlich war die Band seit dem letzten Album „Same Same“ im Jahr 2000 in der Versenkung verschwunden. Nun also das Comeback nach sechs Jahren. Eine Frischzellenkur später klingt der Sound wie aus dem Ei gepellt - der Bandname allerdings ist immer noch grauenvoll. Zwar beschreibt er die Musik der Band ziemlich gut, doch die ist trotzdem weitaus besser, als der Name vermuten lässt. Mit den Freunden von Tele teilt man nicht nur den Hang zum Indieschlager, sondern auch den Mut sich am ganz großen Pop zu probieren. Das geht dann von Fall zu Fall gut oder voll in die Hose - je nachdem wo die eigene Geschmacksgrenze verläuft. Mit „Möwen (als Deko)“ hat man zum Beispiel einen wunderbaren kleinen Hit im Gepäck, der mit seinem Gitarrenspiel nach vorne geht und auch textlich nichts vermissen lässt. „Man sagt es gab einen Vorfall hier / das hört sich nach euch an / ein Knall, ein Beben, ein Schrei / das hört sich nach euch an“. Das kann sich sehen lassen auf den Tanzflächen von Hamburg bis München über Köln und zurück. Nicht gut geht das ganze, wenn sich Geschmeido dazu verleiten lassen dem Kitsch Tür und Tor zu öffnen. Das passiert leider ein paar Mal zu häufig bei „Auf Wiedersehen“, was ärgerlich ist, denn das Quartett hat einen bunten Straus voll schöner Songs, die mit tollen Einfällen glänzen und so viel Soul beinhalten, dass man stellenweise „Auf Wiedersehen“ gar nicht als einen Release aus Deutschland verorten will. Aber warum sollte man nicht auch hierzulande eine tanzbare, intelligente Soul-Pop-Platte machen können, die stellenweise bei der Konkurrenz Neid auslösen sollte, manchmal aber auch jedes Vertrauen missbraucht, dass man dem Indieschlager entgegen bringen wollte. Comeback gelungen, aber weiteres Aufbautraining wird wohl nötig sein, damit Geschmeido mit dem Rest der Pop-Truppe mithalten können.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:55 / Pop

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