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Antennas

Sins

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Abgesehen von Kanada ist Schweden nach wie vor das Indiepop-Wunderkind. Kein Monat ohne eine zuckersüße Veröffentlichung voller Melodien, die sich im Gehörgang einnisten, sich ans Trommelfell anschmeicheln und so nach und nach bis zum Herzen vordringen. Antennas haben sich mit ihrem Debütalbum „Sins“ auch auf diese Reise gemacht.
Das ein Land mit nicht einmal zehn Millionen Einwohnern eine so hohe Anzahl an guten Bands hervorbringt ist schon erstaunlich. Natürlich sind die Rahmenbedingungen hier andere: staatliche Künstlerförderung in diesem Ausmaß gibt es jedenfalls nicht überall, aber als Erklärung reicht das noch lange nicht aus. Und während die Suche nach den wahren Gründen weitergeht, genießen wir einfach Veröffentlichung um Veröffentlichung. Gesucht wird im neuen Jahr eine Band, die einen Song in petto hat, der die schwedischen Tanzflächenfüller der letzten beiden Jahre ablösen kann. Nachdem „Please, Please, Please“ von den Shout Out Louds nur noch ein Gähnen hervorruft und sich Peter, Bjorn & John’s „Young Folks“ totgepfiffen hat, wird es Zeit für einen Nachfolger. Antennas haben so einen Song gemacht. Allerdings bleibt es fraglich, ob „Always on my mind“ das schwere Erbe antreten kann. Dafür ist das voll auskomponierte Lied eigentlich etwas zu langsam und auch ein wenig zu traurig. Ansonsten gibt es aber alles, was der perfekte Indiepopsong braucht. Eine Schrammelgitarre zu Beginn, ein schepperndes Schlagzeug hinterher und oben drauf Geigen, Bläser, Schmachtstimme und Pathos bis an den Rand der Überzuckerung. Das bleibt haften und nervt trotzdem erst nach unzähligen Durchgängen. Schade nur, dass „Sins“ anfangs ansonsten wenig auf sich aufmerksam macht. Antennas - die geborene One-Hit-Wonder-Band? Nein, das auf keinen Fall, aber es ist schon etwas schade, dass das Album das hohe Niveau nicht durchgängig halten kann. Die zweite Single „Adapt!“ macht Spaß und „Used to be an Artist“ kann sich ebenfalls sehen lassen. Danach bleibt es angenehm harmonisch mit durchaus schönen, einfallsreichen Momenten („It’s not over“, „Untie the knot“, „Someone for us all“), aber so richtig zünden will das nicht. Der Sound dagegen ist gut gewählt: hier wird die Brücke von Lo-Fi zur großen Orchestrierung geschlagen, was den Songs gut tut und wohl vor allem Produzent und Moneybrother-Drummer Magnus Henrikkson (Existensminimum) zu verdanken ist. Ein starkes Debüt - trotz kleiner Kritikpunkte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:37 / Indiepop

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