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The Shins

Wincing The Night Away

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Noch harmonieverliebter. Noch songorientierter. Aber vor allem: Noch famoser. The Shins holen mit ihrem dritten Album zum ganz großen Sprung aus.
Und landen prompt in einer Liga, in deren Sphären derzeit vielleicht noch Nada Surf oder ein (allerdings dem Bombast entraubter) Morrissey schweben. Dass sie es geschafft haben, sich trotz Film-Features in einem Hollywood-Streifen wie "Garden State" ihre Credibility zu erhalten, dürfte James Mercer und seine Kollegen zu einer Art Konsensband für Independent- und Pop-Fans gleichermaßen machen. Zugegeben: Eine schöne Spielwiese ist es aber auch, welche sich die vier Amerikaner da ausgesucht haben. Gitarrenpopsongs der alten Schule, wie sie früher vielleicht einmal von The Jesus And Mary Chain geschrieben wurden - und mittlerweile beinahe in Vergessenheit geraten sind. Doch auch solche Vergleiche führen nicht wirklich auf den Punkt. Denn The Shins haben sich mittlerweile ihre eigene, kleine Welt geschaffen: Zwischen akustischen Gitarren, Synthesizer-Effekten und der zauberhaft direkten Stimme Mercers entstanden elf mit zuckersüßen Melodien garnierte Songs. Die sich aber schon aufgrund ihrer Detailversessenheit niemals billig anbiedern. "Spilt needles" andererseits funktioniert in absolut reduzierter Form: Ein organischer Beat, ein verzerrtes Solo und ein gut versteckter Chorus - Mehr braucht es nicht, um dem Zuhörer augenzwinkernd ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. "Turn on me" umarmt dich nicht nur warmherzig, sondern will gar nicht mehr loslassen. „Sealegs“ schließlich kombiniert einen HipHop-Beat mit dem ganz großen Refrain. Das nachdenkliche Finale „A comet appears“ fällt ungewohnt ruhig aus dem Rahmen... und ist genau deswegen so schön. So entsteht ein beachtliches Album, welches auf volle Distanz nicht nur funktioniert, sondern am liebsten auch von Anfang bis Ende gehört werden will: Es gibt schlichtweg nichts auszusetzten, kein Song dürfte an einer anderen Stelle stehen. Wer so ein Rundum-Wohlfühl-Paket auf Band bringt, muss einfach gefeiert werden. Was ja nun schon seit geraumer Zeit passiert. Vermutlich die zweite Ursache dafür: Die frappierende Unkompliziertheit der Beteiligten, welche gleichzeitig aber darauf verzichten, auf irgendeiner Retro- oder LoFi-Schiene zu fahren. Stattdessen reiten The Shins ihre eigene, von sich selbst ausgelöste Welle. Ein Ende scheint, zum Glück, nicht in Sicht.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:54 / Independent

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