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Mardi Grass.bb
The Exile Itch
Das 1999 erschienene Album “Alligatorsoup” war der erste Wendepunkt in der Geschichte der Mannheimer Band um die beiden Masterminds Doc Wenz und Reverend Krug. Zweitgenannter dürfte einigen von Euch vielleicht von den legendären Krautrockern Guru Guru ein Bergriff sein. Mit dem Album „The Exile Itch“ wird nun ein neues, spannendes Kapitel in der Geschichte von Mardi Gras.bb aufgeschlagen.
Dass alle Konkurrenten gegen Mardi Gras.bb „bloß Blasbeamte und Anfänger sind“, das wusste der Rolling Stone in weißer Voraussicht schon immer. Wann und das die Band den Schritt vom roughen Bluesfunk, wie man ihn in New Orleans nicht besser zu hören bekommt, hin zu einem Sound, der vermuten lässt, dass man monatelang mit einem gewissen Herren Tom Waits durch die verruchten Kneipen dieser Welt gesandelt ist, vollbringt, dürfte aber für alle überraschend sein. Das soll auf gar keinen Fall heißen, dass jetzt alles anders klingt, aber die Band schließt mit den elf Songs der Platte einen Reifeprozess ab, der sich bereits beim Vorgänger „29 Moonglow“ andeutete. Auf der Grundlage der eigenwilligen, kratzenden und enorm groovenden Gitarre baut sich ein Gerüst von Tuba (die wie immer den Basspart übernimmt), Trompeten, Saxofon und dem ganzen Restgebläse auf. Die sensiblen Gesangsparts von Doc Wenz beweisen Mut zur Lücke, hier geht es nicht darum, nach einer Minute mit dem ersten Refrain durch zu sein. Die Band kann sich voll entfalten. Im letzen Drittel von „The Exile Itch“, gerade wenn es so scheint als hätte man alles gehört, kommt „Hungry Like The Sun“ und setzt der Scheibe mit einem unglaublichen Gesangseinstieg - Prince lässt grüßen - die Krone auf. Auch für ausreichend Zugaben ist gesorgt: im Albumpackage befindet sich nämlich das lang ersehnte Livedokument und zwar als neunzigminütiger konzeptioneller Konzertfilm (!). Glaube nicht, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass diese Platte zu den Höhepunkten dieses musikalischen Jahres gehören wird.
/ Spielzeit: --:-- / New Orleans Groove / Trümmer-Blues
Autor: David Lodhi
