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Amon Tobin

Foley Room CD/DVD

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Ich gehöre zu den Menschen, die ihre musikalische Herkunft gerne in sogenannter Independent Musik, oder - noch gröber - im Rock verorten. Irgendwann jedoch war es einfach nicht mehr zu leugnen, dass die vorgegebenen Genregrenzen eines Tages nichtmehr als Herausforderung dienen wollten.
So öffnete ich meinen Fokus vorsichtig. Und siehe da: Ausgerechnet in der so verhassten "synthetischen" Musik ließ sich plötzlich genau die Vision und Inspiration spüren, welche man andernorts immer öfter vermisst hatte. In meinem Falle empfand ich es trotz anfänglicher Vorbehalte immer besonders faszinierend, wie auf elektronische Weise beeindruckende Atmosphäre geschaffen wurde. Über die klassischen "Einstiegsdrogen" wie Aphex Twin, Air, DJ Shadow oder dem Future Sound Of London öffneten sich immer neue Türen. Erste Kontakte mit dem Anticon-Labelkollektiv ließen meine Augen glänzen und ganz ähnlich waren die Reaktionen auf Amon Tobin. Sein neuestes Werk "Foley Room" erscheint nun nicht nur in CD- bzw. Vinyl-Version; beiden Formaten liegt auch eine DVD bei. Dass der visuelle Aspekt bei Tobin diesmal eine noch relevantere Rolle spielt, dürften Kenner schon aus dem Albumtitel abgeleitet haben: "Foley Artists" nämlich sind jene Menschen, die sich bei Filmproduktionen um die Aufnahe von alltäglichen Geräuschen (wie das Klappern von Geschirr oder Türschlagen) kümmern. Für dieses Album machte sich Tobin nun auf die (mit der beiliegenden DVD dokumentierte) Reise und besuchte verschiedene solcher Studios. Die gemeinsamen Ergebnisse fanden auf vorliegenden Produktionen Verwendung. Die Einbeziehung derartiger Elemente soll jedoch nicht davon ablenken, dass der "Foley Room" das vielleicht musikalischste Werk Amon Tobins darstellt. Zwar wird mit den zwölf Tracks wieder eine sehr dichte Atmosphäre entworfen: Die zwischen verschlungene Beats und kuriose Samples gebastelten Harmoniebögen sorgen aber jederzeit dafür, dass das neue Material nicht zur Hintergrundbeschallung degradiert werden kann. Und das, obwohl der "Foley Room" rein instrumental ausgestattet wurde. Die vielschichtigen Songkonstrukte sorgen zudem für eine enorm hohe Halbwertszeit, halten den Entdeckerdrang trotz der ebenso einschmeichelnden wie komplexen Produktionen immer hoch. Was bleibt ist eines der spannendsten Elektronika-Werke der letzten Jahre.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:39 / Elektronika

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