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Kaiser Chiefs

Yours Truly, Angry Mob

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Allzu leicht könnte man der Vermutung anheim fallen, es handele sich hier um das zweite Kaiser Chiefs Album. Richtiger ist aber: mit Parva hatte man vor Jahren schon einen Fehlstart hingelegt. Auf "Yours Truly, Angry Mob" schließt sich der Kreis.
Schon das Cover ist verräterisch: schlicht, beatlesk, verkopft? Die bierernsten Gesicherter werden lediglich von einem zugekniffenen Auge aufgehellt. Ansonsten gibt die Band sich angestrengt. Und das ist über viele Strecken auch wunderbar zu hören. Denn im Grunde war es allen klar: "Employment" war eine Achterbahnfahrt, ein Hit-Sammelsurium. Und im Grunde seines Herzens wusste jeder, dass es besser nicht mehr werden würde. Aber wo andere Künstler diese Falle umgehen, indem sie ihrem musikalischen Herzen folgen, sind die Kaiser Chiefs treudoof ihrem Verstand hintergetrottet. Und das führt, wenn schon nicht kommerziell, dann zumindest kreativ in den gähnenden Abgrund. Irgendwie wollten es die Herren um Sänger Ricky Wilson allen Recht machen, am Ende von "Yours Truly ..." wird aber keiner vollends bedient. Die Biergrölfraktion wird, bis auf ein paar kleinere Ausnahmen ("Ruby"), enttäuscht das Handtuch werfen. Und dass die Indie-Fraktion sich schon längst misstrauisch abgewandt hat, ist auch nicht mehr so ohne weiteres zu kitten. Mittendrinn stehen dann die Fans, die das Album vor allem wegen seiner Schlichtheit und Unaufgeregtheit lieben werden. Denn zumindest das muss man ihnen lassen: auf Stadionrock haben sie sich nicht zurechtstutzen lassen, die Jungs aus Leeds. "When the heat dies down" wird mit seinem cholerischen Basslauf und der dringlichen Melodie in den Clubs ganz wunderbar funktionieren. Kein Orchester also, Glück gehabt. Auch "The Angry Mob", das irgendwann unvermittelt in einen Marsch umschlägt, weiß durchaus zu packen. Kaum noch "uuuhs" und "aahhs" oder gar "nanananananas". Stattdessen: bodenständiger Brit-Rock, zum anfassen, zum ausschwitzen. Nichts halbes, nichts ganzes. Ein ganz normales zweites Album einer ganz normalen Rockband. Wenn überhaupt, wird sich diese Erkenntnis wohl erst am Ende dieser Karriere durchsetzen...

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Rock-Pop


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