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Neurotic Arseholes

Gib Nicht Auf! - Die Kompletten Aufnahmen 1979 - 1985

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Die Anfrage bei Weird System, ob wir für einen Bericht über die Neurotic Arseholes ein Exemplar ihrer jüngst veröffentlichten Diskographie "Gib Nicht Auf!" bekommen können, hatte erst einmal einen Rückruf von Label-Mitbetreiber Mansur zur Folge: Ob sellfish.de denn überhaupt die richtige Plattform für einen derartigen Re-Release sei, lautete die berechtigte Frage. Die ich erstmal auch nicht so genau beantworten konnte.
Schließlich spielt klassischer Deutschpunk auf unseren Seiten bestenfalls eine eher untergeordnete Rolle. Klar kennt man die üblichen Verdächtigen wie Slime, doch an deren Paraderolle konnte die Band aus Ostwestfalen nie heranreichen. Dafür identifizieren sich noch heute diverse Szenegrößen mit den beiden Longplayern der Neurotic Arseholes. Genau diese Tatsache war es auch, welche mich so neugierig gemacht hatte. Mich, der ich die gesamte Szene schon altersbedingt bestenfalls am Rande verfolgen konnte - und wenn dann eher die Schiene um Boxhamsters oder But Alive aktiv begeisterungsfähig miterlebte. Womit die Neurotic Arseholes sicherlich nur am Rande zu tun haben. Und doch erschließt sich selbst mir (als quasi-Unwissenden) nach den ersten Kontakten mit diesen Aufnahmen die Relevanz der Band. Denn die Arseholes hinterließen ihre Spuren zwar punktgenau in der BRD-Punkszene der 80er und 90er Jahre. Mit dem dilettantischen Geholze und "Polizei-SA-SS"-Parolen vieler Kollegen hatten sie jedoch kaum etwas zu tun. Die teils in englisch, teils in deutsch gehaltenen Lyrics arbeiten zwar ebenfalls mit den typischen Metaphern, welche die Punk-Generation dieses Jahrzehnts prägte. Die dabei so ungeliebten Klischees tauchen aber so gut wie nie auf. Musikalisch ergänzt man den Charme typischer Punkrock-Sounds der alten Schule mit schnellem Hardcore sowie beinahe Clash-artigen Parts zwischen Ska und Rock. Sogar ein paar ruhige Momente finden in der eineinhalbstündigen Retrospektive Platz. Tja, die Herren mit den netten Pseudonymen Kurt, Zahni und Der Kurze hatten an den Instrumenten einiges mehr zu bieten als das Gros der Konkurrenz. Und die manischen Vocals von Sänger Zombie entbehren ebenfalls üblichen Kategorisierungen. Da spielt die rohe Soundqualität eher eine positive Rolle, als sie das Hörvergnügen trüben kann: "Gib Nicht Auf!" hört man seine Authentizität einfach an. Zudem gibt das 32-seitige, sehr ausführliche Booklet einige kurzweilige Anekdoten und Informationen Preis, welche den besonderen Charme der Neurotic Arseholes auch für jüngere Semester nachvollziehbar machen. Dennoch: Wenn manche Passagen dieser Review punkhistorisch nicht völlig korrekt sind, möge man mir diese Tatsache bitte verzeihen. Die Aussage, dass ich aus den 37 Tracks mehr als eine reine Geschichtsstunde ziehe, steht nichtsdestotrotz!

 -- / Spielzeit: 41:28 bzw. 42:14 / Punkrock

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