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MISC - sellfish.de Beifang 03/07 | 02

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

diesmal: "...mehr aber auch nicht."

mit: Minsk | Myopia

Auch wenn Tool kontinuierlich uninteressanter werden, hat die instrumentale Querkopfband in der Musiklandschaft deutliche Spuren hinterlassen. Nun sind ellenlange Songs mit komplexen Songstrukturen, kaputten Gesang und ambitionierter Perkussionleistung zwar schon seit den 70er Jahren keine Weltneuheit mehr, die Konsequenz von Tool scheint aber gewirkt zu haben. Auch Minsk bedienen sich all dieser Elemente auf ihrem Album „The Ritual Fires of Abandonment“ (Relapse Records / SPV) und zimmern in sechzig Minuten sechs Songs, die dank zahlreicher Lärmpassagen mächtig Eindruck hätten machen können. Das ganze im Konjunktiv, weil Minsk nichts Neues bieten. Hat man alles schon so oft gehört und ist deswegen unspektakulär. Schlecht deswegen aber noch lange nicht, denn wenn sich unterschwellig Elektronikpassagen und Pianomelodien in das kompakte Gerüst der Rhythmusfraktion schleichen, muss man der Band für ihr Können Respekt zollen. Für Fans des Genres allemal zu empfehlen und spannender als die letzte Tool-Platte, „mehr“ aber auch nicht.

Ähnlich laut gehen Myopia zur Sache. Auf „Enter Insectmasterplan“ (Selfmadegod Records) wird in guter alter Trash-Metal/Hardcore-Schule alles zerlegt, was sich gestern noch Schönheit und Popsong nannte. Brutal langweilig und stumpf as fuck. Nicht gerade die Sorte von Komplimenten, die man hören will. Hörbar wird es immer nur dann, wenn Myopia mal einen Gang runterschalten und etwas Licht in ihren Proberaum lassen. Bereits 2005 selbst veröffentlicht, kommt dieses relativ anspruchslose Geballer nun noch einmal mit Label-Verstärkung auf den Markt. Eignet sich für die paar Minuten headbangen am Tag, mehr aber auch nicht.

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Vorboten, die hoffen lassen

mit: Sidetracked | Voxtrot

Sidetracked kommen aus Unna, im Ruhrgebiet. Dem ein oder anderen sicher durch Peter Thorwarts Unna-Trilogie („Bang Boom Bang“ / „Was nicht passt, wird passend gemacht“ / „Goldene Zeiten“) bekannt. Im Oktober 2006 haben sie auf eigene Faust ein neues Demo rausgebracht. Ungewöhnlicher Schritt für eine Band, die bereits eine CD und eine 7'inch veröffentlicht hat. Die Antwort liegt im Line-Up-Wechsel begründet. Lief eben in der Vergangenheit nicht mehr ganz so rund. Jetzt wagt man einen Neuanfang. Der Song "I'm not with you" ist noch von Ex-Member Hoselmann. Ansonsten (fast) alles neu. Denn „No Exclusive Club" und „Straight Forward" könnte man in anderer Version bereits vom Debütalbum kennen. Ich muss allerdings gestehen, ich höre zum ersten Mal von Sidetracked. Das Quartett spielt eine derbe Mischung aus Hardcore und Trashpunk. Sieben Songs in knapp elf Minuten. Und vertritt eine deutliche Meinung. In „Sick Prick" kotzen sie sich über die kommerzielle Hardcore-Szene im Allgemeinen aus. In „I'm not with you" distanziert man sich von Bollos und Posern. In „Kidding Queers" werden Macho-Arschlöcher, die sich über Schwule lustig machen, auf Distanz gehalten. Spitzensache, könnte daran liegen, dass Sidetracked aus der Deutschpunkband „Die Schnorrer" hervorgingen. Merke: Politisch korrekt zu sein, kann auch Spaß machen. Auf dass die Biertrinker und Straightedger fröhlich miteinander rumknutschen. Sidetracked sind dafür. Und nehmen schon wieder ne neue Platte auf. Die noch in der ersten Jahreshälfte 2007 erscheinen soll. Wenn das auch wieder so eine wunderbare Mischung aus Trashpunk und Hardcore wird, dann ziehe ich meine Truckercap.

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In der Indiecommunity wird derzeit wohl kaum ein anderes Album mit soviel Spannung erwartet, wie das Debüt von Voxtrot. Anhand von zwei Eps und drei Singles wurde eine Erwartungshaltung aufgebaut, der man als Band nur schwer gerecht werden kann. Wahrscheinlich hat sich der Fünfer aus Austin, Texas deshalb so viel Zeit gelassen. Nun also die Vorabsingle als erste Feuerprobe – und Voxtrot bestehen. Das Niveau des Vorgängers wird mit „Trouble“ (Playlouderecordings / Beggars Group) gehalten, egal ob man die flottere A-Seite oder die etwas zurückgenommenere, klavierlastigere B-Seite betrachtet. Natürlich ist die Musik geschult an klassischem Indiepop, wie ihn Another Sunny Day, Field Mice oder Aislers Set spiel(t)en, jedoch übertragen Voxtrot diese Einflüsse einfach moderner und besser in die Gegenwart, als alle anderen Bands, die dieses Feld beackern (und das sind trotz geringer öffentlicher Wahrnehmung nicht wenige) und könnten somit zu den Vorreitern einer umfassenden Wiederbelebung dieses Sounds sein. Einziger Wermutstropfen: Im Gegensatz zur bereits seit Monaten erhältlichen US-Version der Single bekommt Europa einen Song weniger.

Autor: Steffen Kern


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