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The Rakes

Ten new Messages

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Wer die Rakes 2005 getroffen hat, wird sich kopfschüttelnd und ein wenig belustigt an die 4 Engländer erinnern, die ins Musikgeschäft stolperten wie eine Horde naiver Lads in die Downing Street Nr. 10.

Da stand Sänger Alan Donohoe wie ein Abziehbild des verblichenen Ian Curtis und klatschte halb manisch in die Hände und zappelte spastisch auf der Bühne des kleinen Molotow umher. Und im Interview gaben sich Matthew Swinnerton und Lasse Petersen als nahbare, grundsympathische und bierselige Briten, die von der Möglichkeit, durch die Welt zu touren, so geplättet waren, dass man fast Angst haben musste, sie würden im Drogenrausch in den gähnenden Abgrund fallen. Das wichtigste, ihre Musik nämlich, war eine so punkgenaue Post-Punk Landung, dass einem glatt die Knie wehtun konnten. "Capture/Release" war eines der verkanntesten Alben in der Hype-Welle des neuen Jahrtausends. Und der Band schien das sogar zu gefallen. Jetzt aber, mit Ten New Messages, schlägt die Band eine neue Richtung ein, und da bekommt man schon etwas schlottrige Knie, wenn man das zum ersten mal hört: die neue Marschrichtung heisst Pop und Erfolg. Und mit letzterem wird es zumindest in Deutschland wiedermal nicht klappen. Zumindest nicht mit dem ganz großen. Allerdings wäre das bei diesem Album noch nichtmal allzu berechtigt. Denn vom rumpeligen Charme des Debüts ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr übrig geblieben. Kein "22 Grand Job", kein "Strasbourg". Stattdessen wird mit den gelackten weißen Schuhen über die gewienerte Tanzfläche gefegt. "We Danced together" ist so dermaßen auf Eingängigkeit getrimmt, dass man erst stutzen muss, und später begeistert mitklatscht. "Suspicious Eyes" lockt mit Rap-Einlage und weiblichem Gesang (Raxstar und Laura Marling), "Down with moonlight" mit einem spöttischen Clash-Bass und "When Tom Cruise cries" ist dann soetwas wie die Kindergarten-Variante von "22 Grand Job". Inhaltlich nölt Donohoe Unmengen an Anspielungen, kleinen Witzchen, großen Worten und jeder Menge britischem Alltag. Die Rakes haben ihren Biss verloren, es schraddelt kaum noch. Jim Abbiss (Arctic Monkeys) und Brendan Lynch (Primal Scream) halten sich als Produzenten zurück und verleihen dem Album so eine angenehme, aber befremdlich wirkende Lässigkeit. Vielleicht nicht gerade das, was man sich erhofft hatte. Vielleicht sogar ein wenig überambitioniert. Aber gute Songs schreiben sie immer noch.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Post-Punk


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