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Brakes

The Beatific Visions

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Zoosh…so düst der Chevy durch die Straßen Nashvilles. Aus den schmierigen Fenstern sieht man das breite Grinsen der Brüder White (The Electric Soft Parade), Eamon Hamilton (British Sea Power), sowie Marc Beatty (Tenderfoot); sie scheinen Spaß auf ihrem Trip zu haben. Den Kofferraum voll mit einem Bausatz aus 80s US Punk, 70s Powerpop und Nashville-Country haben sie sich auf die musikalische Reise gemacht, um ihre himmlische Visionen mit dem Indie-Volk zu teilen. Ich weiß nicht, wie es bei den Jungs mit Sex und Drugs aussieht, aber dem Rock’n’Roll haben sie sich sicher verschrieben.
Und läßt man Marc Beatty zu Wort kommen, umschreibt er das neue Album der Brakes so: “I like to think of this album as the soundtrack to a great battle between good and evil where the world almost cracks in half, sucking everyone into a life of eternal darkness and misery. There's so much fucked-up shit going on in this world that it's hard not to pass comment on it in our music. But as much as it's important to us to write about that kind of stuff, there's a lot of love and romance in there too.” Und das trifft es ziemlich genau. Ob in „Cease and Desist“ die Langweile Gott zu einem Pokerspiel mit dem Teufel treibt, das er verliert oder ob die Sinnlosigkeit des Irakkriegs in „Porcupine or Pineapple?“ punkig zur Schau gestellt wird, die Brakes beschäftigen sich mit politischen Themen und globalen Geschehnissen, ohne daß sie auch die Wichtigkeit der irdischen Probleme des Alltags vergessen. Und diese drehen sich um die Liebe. Während manche Songs ziemlich mächtig und ruppig daherkommen, zeigt sich aber auch die zarte, sentimentale Seite der Band, die die Stärke von Hamiltons Stimme zu voller Geltung bringt. Mit süßlich leidender Stimme werden die Komplikationen der „Mobile Communications“ besungen und das Unerklärliche des Verliebtseins in „Beatific Visions“: „I don’t know what it is she’s got, but it got me“. Plötzlich ertönen Streicher, Orgel und Schellen auf den Rücksitz des Chevys und bilden bei „No Return“ eine wunderschöne Untermalung des traurigen Endes einer Beziehung. Das Ragtime-Piano, das die Liebeserklärung „If I should die tonight“ begleitet, wie auch die Lapsteel-Gitarre in „On your side“, lassen an Johnny Cash und Countrykonsorten denken. Doch erreichen die Brakes auch ohne großes Brimborium die Herzen der Hörer, was sie hier mit „Isabel“, das alleine mit einer Akustikgitarre und Gesang auskommt, beweisen. So hört man die Reifen des Chevys noch einmal quietschen und wir werden in einer Staubwolke zurückgelassen, während die Brakes sich schon auf der Überholspur in Richtung ihrer himmlischen Visionen befinden...


Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 28:00 / Punk/Pop/Country

Nadja Gebhardt





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