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Chuck Klostermann

Fargo Rock City

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Wäre "Spinal Tap" eine echte Dokumentation gewesen, "Fargo Rock City" hätte als Drehbuchvorlage dienen können. Schließlich wurde dieses köstliche Stück Musikliteratur mit recht ähnlicher ironischer Herangehensweise geschrieben.
Und gleichermaßen blitzt die leidenschaftliche Begeisterung des Autors für den Metal bzw. Hardrock dieser Zeit auf jeder Seite durch. Entstanden ist daraus eine haarsträubende, autobiographisch aufbereitete Mixtur aus Belletristik und, ähem, Sachbuch. Auf letzteres lassen zumindest die Chronologie der Handlung gleichermaßen wie die gut aufbereiteten Hintergrundinformationen schließen. Dabei ist Autor Chuck Klostermann trotz seines journalistischen Hauptberufes (u.a. für das Magazin Spin und die New York Times) vor allem eines: Fanatischer Musik-Fan. Mit einem Händchen für frappierend leichtfüßige Schreibe. Die literarische Abhandlung des New Yorkers über Musikclips der achtziger Jahre beispielsweise liest sich so brechend komisch, dass es einem fast die Sprache verschlägt. Auch wenn man desöfteren gar nicht so genau weiß, wohin Klostermann mit seinem ganzen Gerede eigentlich steuert: Der enorm hohe Unterhaltungswert in Kombination mit einer ganzen Menge pfiffiger Thesen hält den Lesespaß über die gesamten knapp 300 Seiten am Laufen. Als kleines Beispiel darf der Exkurs zum leidigen Thema Heavy Metal und Sex gelten: "(...) Heavy Metal ist eindeutig kein Ersatz für den tatsächlichen Geschlechtsakt. Es gibt zwar keine Studien aus dieser Zeit, aber ich bin mir sicher, dass die meisten Jungs, die in den Achtzigern Iron Maiden hörten, nicht allzu oft flach gelegt wurden. Metal war nun wirklich nicht der Soundtrack zum wilden Teenager-Sex; eigentlich war er eher der Soundtrack zur wilden Teenager Abstinenz. Wenn Eltern wirklich sicher gehen wollten, dass ihre Söhne nicht die Nachbarstöchter schwängerten, schenkten sie ihnen ein paar Dio-Alben und das Spielleiter-Handbuch von Advanced Dungeons & Dragons (...)." Selbst wenn diese Zeilen - aus dem Kontext gerissen - zynisch klingen mögen, strotzt das detailgenaue Wissen des Autors doch durchgehend von seiner, ihm selbst mittlerweile etwas suspekten Liebe zu Bands wie Kiss, Poison, Lita Ford oder Mötley Crew. Die abgeklärte und selbstironische Weise, wie Klostermann über seine eigene Vergangenheit berichtet, macht ihn nicht nur sympathisch, sondern dürfte ihn für so manch einen Vorstadtjungen der gleichen Generation vielleicht sogar zu einer echten Identifikationsfigur machen...

-- / 288 Seiten / 8,90 Euro / Belletristik

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