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Dustin's Bar Mitzvah | Bromheads Jacket

Get Your Mood On | Dits From The Commuter Belt

Was kann, was darf, was will Punk im Jahr 2007? Fragen sind das, die einen Punk herzlich wenig interessieren dürften. Aber trotzdem: wieviel kann man sich als Band an Härte und Dogmatik zumuten, ohne lächerlich zu wirken? Zwei Bands veröffentlichen dieser Tage ihre Debüts, die ein Schlag ins Gesicht all derer sind, die glaubten, Arctic Monkeys wären in irgendeiner Art und Weise das Ende der Fahnenstange was rauhe und tanzbare Punkmusik angeht.

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Die Bromheads sind aus Sheffield und wurden von der No.1 Sheffield-Band geadelt. Wen interessierts, könnte man mutmaßen. So direkt und roh wie die Bromheads hier klingen, das geht doch gar nicht zusammen. Falsch, so weit liegen Bromheads Jacket und Arctic Monkeys gar nicht auseinander. Schon in den Texten liegt die gleiche Spur Realismus der Sheffielder Straße und Pubjugend. Auch die Art, Melodien vor sich auf die Bühne zu rotzen, darin ähneln sie sich. Was aber Bromheads Jacket anders machen: sie wirken in ihrer Art nicht naiv, sondern vor Selbstbewusstsein strotzdend. Sie spielen und sie singen, sie schraddeln und poltern, als wäre immernoch 1977. "I don't understand what your fucking problem is / It's like your in your own world and only you exist". Dazu schreddert sich eine E-Gitarre durch den Bierversifften Clubboden, dass es nur so eine Freude ist. Und der Semi-Refrain: "Pipe down o you better pipe down" - spätestens hier schließt man die Band in sein Herz. Auch wenn man damit ein Schlägerei riskiert.

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Und Dustin's Bar Mitzvah? Die machen eigentlich nicht viel anders, haben allerdings einen klitze-kleinen Nachteil: die Melodien. Das mag bei einer Punkband jetzt etwas verwundern, aber der Pop-Appeal bei bromheads Jacket ist nicht zu übersehen. Catchy Refrains - irgendwie kein Widerspruch mehr in der heutigen Zeit. Vielleicht ist das die Antwort auf die Frage, was Punk kann, darf und will, im Jahr 2007: Pop sein, wie ein grüner Kaugummie auf dem Straßenbelag. Meine Güte, wenn "To the Ramones" nicht bald der Soundtrack zu deiner Adoleszenz ist, dann ab mit dir zu den Arctic Monkey's. Hier nämlich, während das Wohnzimmer deiner Eltern zertrümmert wird, während mit Edding das "No Future" an die Wände und den Arsch deiner Nachbarin gekrakelt wird, hier nämlich spielen Dustin's Bar Mitzvah. So unterhaltsam wie ein Haufen Jung-Hyienen, die sich um den Kadaver namens Punkrock streiten. Und was man so über die Totalabstürze von Sänger Dave Lazer auf der Bühne hört, lässt Großes erhoffen. "Get your mood on, get your fuckin' Mood on"!


Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Punk
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Punk


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