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Marnie Stern

In Advance Of The Broken Arm

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"Achtung! Die Seite, die sie aufrufen möchten, könnte ihrem PC Schaden zufügen." Gibt es eigentlich eine bessere Ansage für die Website einer Band, die sich in der Grauzone aus Punk, Noise und Nerverei bewegt? Wohl kaum.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle noch eine Rezension irgendwo aus den Untiefen des Internets zitieren, in der es heisst: "Als absolut dilettantischer und unfähiger Gitarrist verachte ich Marnie Stern zutiefst. Aus Neid. Purem Neid." Wer jetzt einen weiblichen Jimi Hendrix erwartet, ist schief gewickelt. Wer feinsten, nervigsten Noise erwartet, schon eher. Da flattern die Soli in einer Tour, Drummer Zach Hill (Nintendo Math Rocker, Hella) drischt auf seinen Pappkartons herum wie ein Irrer und Marnie Stern kreischt wie eine Hexe in das Mikro. Zumeist unverständliches Kauderwelsch. Das ganze Album, von vorn bis hinten, verliert sich in Anarchie, besteht praktisch nur aus Soli und Gekreische, ist so himmelschreiend dreist und doch in seinen ausufernden, greifbareren Momenten ("Vibrational Match") wirklich gut. Die meiste Zeit über hält sich das Album allerdings strickt an die Maxime: Never stop a spinning wheel. Was so viel heisst wie: du musst schon ein unglaublicher Nerd und in den 80ern aufgewachsen sein, um hier den heißen Scheiß zu wittern. Die NY Times hat Marnie Stern gleich mal zu Kultfigur erkoren und mit dem Mittelfinger all jene ausgebuht, die was anderes behaupten. Aber irgendwie kann man das verstehen, bei der Historie: Musik erst mit 23 wirklich "gehört", später dann spezielle Fingertapping-Techniken gelernt, bei Killrockstars gesigned - und inzwischen eine manische Punkplatte im Rücken. "Hers is an inspired, forward-moving art that you can take home to mom, and play for your kid sister." Eine glatte Lüge. Marnie Stern hat ein krankes, kaputtes, gutes, oft nerviges, immer aber konsequentes und eigenständiges Kunstwerk erschaffen. Mehr nicht.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Punk/Noise


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