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I Was A King

Losing Something Good For Something Better

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War es Faulheit, Wahnsinn oder Einfallslosigkeit? Warum veröffentlicht jemand ein Debutalbum, das bei 10 Songs nur 17 Minuten lang ist? Vielleicht war es auch purer Größenwahn, immerhin vergleicht Frode Stromstadt alias I Was A King seine Musik mit Künstlern wie Neil Young oder Built to Spill.
Die Antwort gibt es spätestens beim dritten Hören: Wir finden eine Mischung aus eben Größenwahn, Coolness und Genialität. Denn was Herr Stromstadt mit Unterstützung von Emil Nikolaisen an Bass und Schlagzeug vorlegt ist schon ziemlich außergewöhnlich. Kein „Ein Mann und seine Gitarre“-Album, sondern knarzige, scheppernde und vor Ideen übersprudelnde Popsongs. Wenn dann noch die wohldosierten Psychedelicsounds hinzukommen, befindet sich der Hörer schnell in einem Zustand, in den einen sonst nur warmes Bier auf einem Festival (am Strand oder im Stadtpark etc.) versetzt; eine Mischung aus Aufgekratztheit, bierseliger Leichtigkeit und dem Bedürfnis, die Welt und alle Bewohner zu umarmen. Weit entfernt vom Hippiesound präsentiert sich hier versponnener Pop mit unglaublich schönen Melodien, die mal in wabernde Gitarrenflächen eingewebt werden, sich mal hinter schepperndem Garagesound verstecken und mal von einer Querflöte getragen werden. Einige Stücke bleiben Fragment, andere schaffen es über die Zwei-Minuten-Grenze und mausern sich zum echten Popsong, zum Beispiel „Make It Clear“ mit scheppernder Gitarre und sogar einer Art Refrain. Insgesamt hören sich die 17 an Minuten wie aus einem Guss, Songs wie „Best Wishes“ und „This Is For Real“ (mit wunderschöner, leider unbekannter Frauenstimme) gehen nahtlos ineinander über und bleiben doch eigenständig. In jedem Song gibt es hübsche Spielereien, seien es Flaming Lips-artige Chöre, Radiostörgeräusche oder eine Leiergitarre à la Pavement. Unter Einfallslosigkeit hat Frode Stromstadt also sicher nicht gelitten, es scheint eher, als langweile er sich schnell mit einmal aufgetauchten Ideen und ersetzt diese dann ganz schnell. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, jede Idee sitzt am richtigen Platz, jede Spielerei hat seine Berechtigung und alles scheint wohl durchdacht. Kreatives Chaos, zusammengehalten von großem Popverständnis. Perfekt für den kommenden Sommer, für lange Abende und herrlich träge Nachmittage. Einer normalen Bewertung entzieht sich das natürlich trotzdem. Weil eben schon nach 17 Minuten Schluss ist. Da ist man persönlich ein bisschen beleidigt, dass einen dieses zauberhafte Kunstwerk nicht noch ein wenig länger träumen lässt.

-- / Spielzeit: 17:07 / Indiepop

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