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Der Tante Renate

Simplex

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Der Tante Renate ist wieder da um uns den Stand der Dinge in seiner Entwicklung eines vollen, geradezu maximalen Ravesounds mitzuteilen. Reduktion war schließlich noch nie sein Metier. Tante hat seinen Sound verfeinert, hat es geschafft, diesem ganzen überbordenden Wahnsinn eine stringentere Form zu geben. Wo es früher manchmal noch unbeholfen klang, regiert heute absolute Souveränität. Und so reiht Norman Kolodziej Hit an Hit an Hit.
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man Songs, die man live gehört hat, später auf der Platte wiedererkennt. Das erste Hören von „Simplex“ war wie eine Butterfahrt mit alten Bekannten. Und das obwohl das Abfeiern von Der Tante Renate im Club (und da gehört die Musik nämlich hin) für gewöhnlich eher feuchtfröhlich als Gehirnjogging ist. Hooklines, die sich ins Hirn fräsen also. Trotzdem hat Der Tante Renate ob der bevorstehenden Perfektion seines Sounds keinerlei Lust sich auf den erreichten Lorbeeren auszuruhen. Dieser Typ hat immer noch Bock auf Experimente. Deswegen fährt er mit „Casca“ einen schleppenden Track auf, dessen hypnotischer Groove und aberwitzige Melodie an der Hirnrinde flexen. Deswegen biegt er bei „So und so und...“ mit Sounds um die Ecke, die man so bisher nur von Basteroid kannte. Deswegen lässt er kurz vor Ende der Platte eine Nylongitarre ertönen, die er höchstwahrscheinlich von den CocoRosie Schwestern ausgeliehen hat. Nur um danach, ohne mit der Wimper zu zucken, die größte Ravehymne des Albums vom Stapel zu lassen. Der Tante Renate steht also voll im Saft. Noch unter dem Eindruck der letzten Plemo-Platte könnte man fast meinen, in Hamburg feile man an dem Technosound, der Minimal abschaffen wird. Nur, dass ihnen das so schnell keiner nachmachen wird.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:17 / Techno / Rave

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