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MISC - sellfish.de Beifang 05/07 | 02

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

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heute: Es gibt nur cool und uncool und wie sich deine EP anhört!

mit: Garda | Holmes | Jack Peñate | Ter Haar

„Go on! Dance! And Explode!” (Eigenvertrieb) könnte ein ganz schön beschissener Titel sein – zumindest für eine Postpunk-Platte oder so was in der Richtung. Weil diese kleine liebevolle EP aber aus der Singer/Songwriter-Ecke kommt und so überhaupt gar nicht ihrem Titel gerecht wird, kann man das gut durchgehen lassen. Garda heißt die Band, Kai Lehmann und Freunde die Menschen dahinter. Was sich zu wenige trauen, haben sie einfach mal durchgezogen. Einfach mal machen. Und deswegen können wir uns heute über vier Songs freuen, die ruhig vor sich hinplätschern und eine Akustikgitarre, ein sanftes Schlagzeug und ein paar Pianomelodien nicht verachten. Traurig schön, dass man platzen könnte. Also hat das doch was von explodieren irgendwie. Nur tanzen ist definitiv ausgeschlossen, vielleicht kann man das ja nachholen, wenn Garda Ende des Jahres ihr erstes Album veröffentlichen.

Auch die Schweden von Holmes konzentrieren sich auf die ruhigen Klänge. Allerdings sorgt hier eine hohe Anzahl an Bandmitgliedern dafür, dass aus den schlichten Perlen große Popsongs entstehen. „I Thought Of The Law“ (Häleri) ist bereits letztes Jahr erschienen, Erwähnung soll die kleine Veröffentlichung trotzdem finden. Alleine schon deswegen, weil die Band vor Kurzem ein bezaubernd schönes Album hat folgen lassen. Dazu demnächst mehr. Für den Moment sei die EP empfohlen, die aus einer Melange aus unauffälligem Gitarrenpop und der Spielfreude einer erst (oder schon?) fünf Jahre alten Band ans Werk geht.

Unklar ist dagegen, wo die Reise von Jack Peñate hingeht. Während sich der junge Newcomer aus England beim Titelsong seiner neuen EP „Spit At Stars“ (XL Recordings / Beggars Group) noch in bester Ted Leo-Manier um die Ecke rockt, sorgen im Anschluss vier Everything-Goes-Stücke für Verwirrung. Die übermäßige Tragik bei „My Yvonne“ wirkt etwas künstlich und auch die andere Singer/Songwriter-Ballade „Jack Of All Trades“ geht ziemlich schnell auf die Nerven. Da doch lieber „Cold Thin Line“. Das geht wieder gut nach vorne mit Drum’n Bass Schlagzeug und schnörkellosem Basslauf. „Didn’t I“ sprengt dann gänzlich den Rahmen. 60ies Coolness gepaart mit gospelartigem Gesang. Ein Track, der sich direkt von einem Tarantino-Soundtrack hierhin verlaufen haben könnte und noch mehr Fragezeichen hinterlässt. Stilistische Vielfalt nennt man das, wenn man es positiv auslegt. Mal sehen was das Debütalbum im Spätsommer bringt.

Ter Haar dagegen wissen ganz genau, wohin der schlängelnde Pfad führt. Der Neuzugang im Hause Sinnbus fügt sich nahezu perfekt ins Labelroster ein, versprüht gewohnten Charme und klingt dennoch richtig frisch. Instrumental und tight wie es nur geht mit drei Menschen an Schlagzeug-Gitarre-Bass trippeln sie durch die vier Songs ihrer Debüt-EP. Postrock nennen das manche, ich nenne es brillant. Da ist kein Ton zu viel, alles sitzt wie angegossen. Die Gitarre bricht mal aus, muss aber nicht. Verspielt ist das, aber ohne zu nerven. Erinnert ein bisschen an Tourchus und wurde von Haus&Hof-Produzent Thom Kastning (Kate Mosh) aufgenommen. Natürlich mal wieder Berlin und mindestens mit so viel Leichtigkeit ausgestattet wie Berlins derzeit größter Star Knut. Genau, der Eisbär. Ob das Cover dieser schicken 10“ darauf anspielt? Man weiß es nicht. Fest steht nur: Da geht noch einiges in der Welt von Ter Haar.

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Heute: Stylehopping im Schnelldurchlauf

mit: Absynthe Minded | My Defence | Nosliw | Sanctity u.v.m.

Endlich auf einem Label gelandet, welches ihnen auch hierzulande die verdiente Aufmerksamkeit organisieren sollte, legt Belgiens bislang bestgehütetes musikalisches Geheimnis sein drittes Album vor. Absynthe Minded tragen auf "There Is Nothing" (Universal) abermals die Rolle der dEUS-Thronfolge mit Würde, inszenieren ihren progressiven, jazz-beeinflußten Indie-Pop aber etwas weniger verwirrend als bisher. Man könnte sagen: Im Vertrauen auf den guten Song reduzierte man das bislang extrem verspielte Äußere auf ein nachvollziehbares Maß. Ghilberts Violine setzt nur noch vereinzelt Akzente, insgesamt fällt das Album deutlich ruhiger aus, vieles bewegt sich in konventionelleren Songmustern. Welchen allerdings die Grätsche gelingt, intellektuell und emotional gleichermaßen zu klingen. Was ein paar neue Fixsterne in Reichweite bringt: Der wunderschön angeschrägte Opener "Plane Song" schlängelt sich mit Dinosaur Jr Gitarrenarbeit in dein Herz; Ween'sche Quirligkeit wich einem Pop-Appeal in der Art von Incubus. Das Ganze jedoch mit eben diesem Charme, welcher den aufgeblasenen US-Produktionen viel zu oft fehlt. Ein Kleinod. Mal wieder.

Den Sound von Hidden Timbre als Progrock zu betiteln, scheint mir etwas überambitioniert: Die Formation aus Gera spielt auf ihrem Debütalbum "Hidden Timbre" (Red Farm Records/Rough Trade) vielmehr dezent komplexen Heavy Rock. Trotz der ausdrucksstarken Vocals von Sängerin Anja Bräutigam entfernt man sich durch jammige, einfallsreiche Arrangements ausreichend weit von der sonst so gerne vorschnell geöffneten Gothic-Schublade. Was angesichts der poppigen Refrains sowie bedächtigem Schielen in Richtung Nu-Rock umso relevanter wird. Mitgewirkt an dieser selbstbetitelten Scheibe haben übrigens auch die RPWL Mitglieder Yogi Lang und Kalle Wallner; zumindest in (sound-)technischer Hinsicht. Was insofern überrascht, als die trotz aller Facetten sehr direkte Musik von Hidden Timbre kaum weiter von den Pink Floyd-Soundalikes entfernt sein könnte. Fazit: Eine sympathisch unaffektierte Band mit bemerkenswerten Ansätzen, welche leider (noch) ein wenig zu unspektakulär in Erscheinung treten.

Natürlich klingt "The Silent Epidemic" (Black Balloon Records/Soulfood) nicht die Spur leise: Schließlich gehören Insense zu einer neuen Generation skandinavischer Neo-Thrash-Bands, die sich auf ihrem zweiten Werk nicht nur klassische Genrezutaten zu Eigen macht, sondern vor allem in Richtung ihrer Vorbilder Meshuggah schielt. Was sich zum einen am gigantisch druckvollen Daniel Bergstrand-Sound festmachen lässt. Zum anderen an der technischen Herangehensweise, welcher man allerdings sowohl beinahe Tribal-artige Vibes wie auch Elektro-Elemente und cleane Vocals a lá Strapping Young Lad entgegen setzt. Das Ergebnis wurde ein facettenreicher Brocken, der vielleicht noch ein wenig unentschlossen klingt, doch zumindest auf ein enormes Entwicklungspotential hindeutet.

Es wäre das naheliegendste, diese Audio-Compilation des verdrehten Modeschöpfers fachgerecht zu zerlegen. Doch dafür greift Karl Lagerfeld mit "My Favorite Songs" (Tolerance Rec/Intergroove) bei seinen ersten "musikalischen" Gehversuchen doch weniger ins Fettnäpfchen, als eigentlich zu vermuten war. Wohl auch durch die Hilfe von DJ Michel Gaubert, welcher die Doppel-CD letztendlich mixte und produzierte. Klar wimmelt es von den vermuteten stylishen Elektrosounds (u.a. Goldfrapp, Kreidler); aber mit den Super Furry Animals, The Fiery Furnaces oder The Pipettes habe zumindest ich bei einem Protagonisten dieses Kalibers weniger gerechnet... Unterteilt in einen "At Home" sowie einen "At Work" Part und designed von Herrn Lagerfeld himself überrascht die Zusammenstellung der 23 Tracks über weite Teile positiv. Gespannt darf man jedoch vor allem aber auf den in Kürze erscheinenden Teil zwei der "My Favorite Songs" Reihe sein, wenn die stilsichere Regisseurin Sofia Coppola (u.a. Virgin Suicides, Lost In Tanslation" ihre Lieblinsstücke präsentiert.

Erinnert sich noch jemand an die großartigen Vision? Oder, besser: Vermisst jemand deren energetischen, melodischen Hardcore so wie ich? Dann teilt meine Euphorie für My Defense aus Köln. Die ex-Offside bzw. Urlaub Im Rollstuhl-Mitglieder steuern auf ihrem Erstling "God Damn Those Hardcore Junkies" (Striving For Togetherness Records) nämlich in die gleiche Richtung wie damals "The Kids Still Have A Lot To Say". Der Opener "Nothing Special" beispielsweise wurde ein waschechter Hit; statt Macho-Sprüchen vernehme ich entzückt selbstironische Anklänge ohne dabei albern zu werden. Und "woh-oh-oh"-Refrains in Kombination mit treibenden Oldschool-Sounds hat man schon eine ganze Weile nicht mehr so mitreißend gehört. Tolle Vocals, ein Dutzend Ohrwürmer sowie das herrlich doofe Cover-Artwork machen My Defense endgültig zur Hardcore-Überraschung des Sommers!

Der sonnenscheingetränkte, deutschsprachige und über weite Teile völlig konturlose Reggae-/Dancehall-Sound von Nosliw macht es Rezensenten nicht schwer, sein Zweitwerk "Mehr Davon" (Rootdown Music/Soulfood) an den Pranger zu stellen. Vor allem dann, wenn Nosliw ausgerechnet in einem Song namens "Liebe" sogar noch seine Bühne für den kommerziell jenseits von Gut und Böse rangierenden Gentleman frei gibt... Hinter der Pop-Fassade finden sich dann aber dennoch sporadisch ein paar elegante Momente. Zum Beispiel im programmatischen "Bleib mal cool". Oder dem zwar reichlich plakativen Message-Song "Es hat sich nichts geändert", den man dafür auch auf der empfehlenswerten "Move Against G8" Compilation finden kann. Der Track darf gleichzeitig als Indiz für das quasi-politische Engagement des ausgebildeten Sanitärinstallateurs aus Bonn zählen, welches dank Chart-kompatibler Produktion zwischen Seeed und Max Herre eine breite Wirkung erzielen dürfte.

Bandgründer Thomas Lauderdale ist ein Mann der alten Schule: Mit der Musik seines kleinen Orchesters Pink Martini will er der Welt Romantik und Güte zurück geben. Werte, die ihm in der heutigen Gesellschaft fehlen. Doch wer hier einen antiquierten Gentleman vermutet, täuscht sich. Vielleicht ist die Musik auf "Hey Eugene" (Naive/Ministry Of Sound/Naive/Edel) genau deswegen derzeit so aktuell. Und wichtig. Stilvolle Caféhaus-Musik findet sich seit Einführung der Kaufhaus-Wühlkisten-Compilations schließlich an jeder Ecke. Die zwölf Musiker aus Oregon geben dem Genre jedoch das Niveau zurück: Irgendwo zwischen dem Buena Vista Sociel Club, Latin, Klassik, Jazz und Chanson entsteht dabei, veredelt von der Stimme von Sängerin China Forbes, Easy Listening Sound mit Wohlfühl-Garantie. Und der sympathischen Dreistigkeit, hier und da altbekanntes Songmaterial zu zitieren.

So gern wie ihre Trivium-Connection - deren Drummer Jason Suecof hier nicht nur als Entdecker, sondern auch als Produzent in Erscheinung tritt - herbeizitiert wird, so stilistisch unbeeindruckt zeigen sich Sanctity davon doch auf ihrem Debütlongplayer: "Road To Bloodshed" (Roadrunner Records) hat sich nämlich ganz dem druckvollen Neuzeit-Thrash verschrieben, ohne jedoch die Wurzeln des Genres außer Acht zu lassen. Weshalb auch Nevermore- oder Megadeth-Fans auf ihre Kosten kommen werden. Zumal die Hooklines trotz einiger technischer Spitzfindigkeiten direkt ins Kleinhirn finden und den Amis so die Gelegenheit gegeben wird, sich bei den anstehenden Support-Shows für Trivium (aha!) eine entsprechende Fanbasis zu erarbeiten... Nett.

Iggy Popp und seine Stooges mögen ihr Reunion-Werk "The Weirdness" betitelt haben. Der wahre König verrückter Sounds und Songs bleibt aber wohl auf immer Frank Zappa. In dessen kaum überschaubare Diskographie drängt sich nun eine weitere Erscheinung, diesmal auf DVD: "Classic Albums: Apostrophe(') + Over Night Sensation" (Eagle Vision) lautet ihr Titel, in dem es - natürlich - um eben jene beiden in der früher Siebzigern veröffentlichten Werke geht. Waren sie doch die erfolgreichsten Alben in der Historie des amerikanischen Komponisten und Musikers. Beleuchtet wird deren Entstehungsgeschichte anhand zahlreicher Live- und Studiosequenzen, Interviews sowie Zitaten von Zappa-Bewunderern. Darunter Billy Bob Thornton, Alice Cooper oder Steve Vai, die den gut recherchierten Film auflockern. Doch trotz einer Menge unveröffentlichter Live-Mitschnitte im Bonus-Teil: Diese 97 Minuten dürften allemal entweder für beinharte Sammler oder detailbegeisterte Fanatiker von Relevanz sein.

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So fühlt es sich an, wenn man stolpert

mit: Scut | The Jakpot | Bish | Pop Off | Steric uvm.

Manchester, 2007. Da kann man schonmal klingen wie eine schraddelige Mischung aus Mando Diao (sic!) und den Libertines. The Jakpot machen alles richtig, wenn sie auch in Zukunft die kleinen Clubs ausverkaufen möchten. Das Mini-Album "Turning Point" (Little Teddy / Broken Silence) jedenfalls verbindet guten alten Lo-Fi-Pop'n'Roll mit naiver Punk-Attitüde. Das beeindruckt Radio-DJs in England. Um hier irgendwen vom Hocker zu hauen, braucht es noch ein wenig mehr Wahnsinn, Druck und Originalität. Aber dann...

Klar, Shoegazer und Velvet Underground Schlurf-Rock erfreuen sich seit Jahrzehnten einer stetigen Beliebtheit. Monoton nach vorn schraddeln, die Stimme schleifen lassen, als wäre man gerade mal wieder so richtig gedemütigt worden und nebenher noch einfühlsame Pop-Hymnen schreiben, das muss man erstmal richtig zusammenklauen. So richtig peinlich wird es für den Rezensenten dann aber, wenn sich herausstellt, wer oder was Bish sind: in erster Linie nämlich der The Pogues Basser Darryl Hunt. Der hat mit Bish (Little Teddy / Broken Silence) etwas gemacht, das in der Info als "compiling a substancial amount of his own material" bezeichnet wird. ist aber super, das hier. Nur etwas - schlurfig.

Die Leichtigkeit des Seins: die Band Steric macht aus ihrer Herkunft Dänemark keinen Hehl. Das Debüt "No way Back" (Divine/Cargo) klingt wie ein Tag an der dänischen Nordseeküste, wo sich die Sonne ab und zu blicken lässt und der Wind das blonde Haar deiner Freundin ganz niedlich durchwuschelt. Ein unkompliziertes, elegantes, an vielen Stellen aber auch äußerst einlullendes Album, bei dem allein der Opener wirklich mitreißen kann. Der Rest ist Popmusik par excellence, ganz im Sinne der Carpenters oder Burt Bacharachs. Frühlingsmusik.

Es müsste mal eine empirische Studie geben die belegt, wie viele grandiose Indie-Hoffnungen in Deutschland an ihrem mittelmäßigen Gesang gescheitert sind. Nun, das Ergebnis lässt sich zumindest erahnen: viele. Die Wiesbadener Scut haben mit ihrem Zweitwerk "This is how it feels when you stumble" (Alison / Cargo) das gleiche Problem. Produziert von Ex-Readymade Zac Johnson verliert sich das Album ganz wunderbar in teils epischen, meist erdigen Indie-Rock/Shoegazer-Welten. Allein die dünnen Sängerstimmchen von Sänger Markus Losert und Regine Schröter lassen hier keine wirkliche Euphorie aufkommen.

Es ist schon interessant, wie sich im Laufe der Jahre die Meinung eingebürgert hat, Skandinavien sei eine Hochburg der kreativen musikalischen Ergüsse. Bei einer Band wie Sydän Sydän (Herz, Herz!) kommt man mit dieser Einschätzung ganz schnell ins schwanken. Denn ein Album, "Au" heisst es (Nordic Notes / Broken Silence), das sich thematisch mit Meerschweinchen und Monstern auseinandersetzt, kann eigentlich nur noch für herzhaftes Lachen sorgen. Zwischen Primus, System of a Down und Kaizers Orchestra wandeln Sydän Sydän doppeläugig durch den finnischen Wald und sehen selbigen vor lauter schrägen Tönen nicht. Dabei stolperjn sie zwar ab und zu mal über recht originelle Stümpfe. Im Ganzen aber recht schwierig auszuhalten, dieser Mummenschanz.

Einen so skandalträchtig-geschmacklosen Song über Magersucht muss man auch erstmal hinbekommen: in "Do The Skeleton" spielen Daddy Giljoteen ihren Klischee-beladenen, selbsternannten "Action Blues" über einen Text, der sich gewaschen hat. Das Album "Once They Caled Me A Prodigy (Nordic Notes / Broken Silence) steht dem in Sachen Absurdität in Nichts nach. Erinnert schwer an die Szene in "Ghost World", bei der nach einer grandiosen Einlage eines gealterten schwarzen Musikers eine junge weiße Blues-Rock-Band die Bühne entert und augenblicklich den Laden füllt. Steve Buscemis Gesicht möchte ich mal sehen, wenn er sich Daddy Giljoteen anhört. Ganz schön merkwürdig, das Ganze hier.

Dass tatsächlich noch Demos rausgeschickt werden, ist eine Freude. Sollten Bands ohnehin öfter machen: sich nicht auf den ganzen Myspace-Popanz verlassen, sondern Musik "verschicken". Gern auch mal unangemeldet, so wie Captain Volleyball. Das lohnt allerdings nur, wenn die Musik auch gut ist. Bei der Drei-Mann-Formation aus Homburg/Zweibrücken (Saarland) ist das ausnahmsweise mal der Fall. Deren erstes Demo "Long Term Solution"  (Eigenvertrieb) ist eine Indie-Rock-Freude. Das beginnt noch unspektakulär mit "Zaho's patience", wird aber spätestens bei "Skein" zu einem flirrenden Abenteuer. Krach, Pop, laut, leise - Captain Volleyball spielen mit den Ecken und Kanten des Indie-Genres, vergessen dabei nie ihre Hörer und brettern mit "Collide" trotzdem mal eben mit dem Düsenflieger durch die musikalische Kinderstube. Alles endet mit "Song of May", irgendwie zwischen Modest Mouse und Incubus eingekeilt, und der Wunsch wird groß, hier bei sellfish würde man noch ein gedrucktes Schwarz/Weiß-Fanzine rausbringen. Das hier wäre da nämlich Demo des Monats.


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