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Lillian.

A Pitchfork Nightmare And Other Selected Tales

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Da geht einem doch spontan das Herz auf: „A Pitchfork Nightmare And Other Selected Tales“ ist ein absolut bodenständiges, wärmendes Singer/Songwriter-Album, dessen Erzeuger sich nicht zu schade für Alltagskritik ist, ohne dabei aber zu behaupten die Antworten auf seine eigenen Fragen zu kennen.
In den Promoschreiben „wird normalerweise die Einzigartigkeit eines Künstlers oder einer Band besungen und der Versuch gestartet, einen neuen Mythos zu etablieren“. Diesmal nicht. „Lillian. hingegen weigert sich, an so etwas teilzuhaben“, heißt es da in der Beilage. Gut so, denn das beschriebene Szenario erlebet man ja tatsächlich oft genug und nicht selten führen diese Versuche aus wenig viel zu machen ins Nichts. Lillian. hat nicht für sich die Erleuchtung gepachtet, aber er traut sich wenigstens Fragen zu stellen, die weh tun. Vielleicht ihm selbst am meisten, aber auch uns, wenn wir nur genau hinhören. Weltverbesserungsmoral gibt es zum Glück nicht, die Geschichten sind persönlich gehalten. Dazu passt der warme Sound, der sich aus Akustikgitarre, plätschernder Elektronik und dem meist leidenden Gesang von Herrn Bollow zusammensetzt. Wenn die Stimme mal so richtig wegkippt hat das fast was von Conor Oberst, ohne hier das Fass der unnötigen Vergleiche aufmachen zu wollen. Von der Art der Songs her hat das nämlich nicht im entferntesten Sinne was mit Bright Eyes zu tun. „A Pitchfork Nightmare And Other Selected Tales” klingt viel zu glatt, um ein Saddle Creek-Erzeugnis sein zu können und das ist gar nicht mal negativ gemeint. So richtig fesselnd ist das Album zwar nicht auf die ganze Distanz, gut platzierte Höhepunkte gibt es aber dennoch. Die dank Mundharmonika schwer an Springsteen erinnernden „“ und „B24 – Fight What You Love“ zum Beispiel. Oder gleich der Opener „City Dreams“ mit seiner kristallinen Schönheit. „Her Remains“ ist fast schon ein astreiner Popsong und „How Long He Lasts“ ist ein mutiges von einer Klaviermelodie getragenes Stück, dem nur noch der letzte Kick fehlt. Hier wäre mal eine Steigerung gut gewesen, um den Song noch intensiver zu gestalten. Ein paar Bläser vielleicht, aber dafür hat eben nicht jeder das nötige Kleingeld oder die begabten Freunde. Vielleicht ja auf der nächsten Veröffentlichung dann, der Anfang ist gemacht und tolle Textzeilen gibt es ja bereits: „All I ever really tried to conceal and hide is the unquestionable mess that reigns inside / the unrepentant part / that once was called my heart“, heißt es da in „Cage“. Und überhaupt: „We’re still young / we could go anywhere / so don’t you leave me here / please”. Machen wir nicht – versprochen!

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 45:09 / Singer/Songwriter

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