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Mustasch

Latest Version Of The Truth

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Der Heavy Metal ist nach seinem temporären Revival vor einigen Monaten aus den deutschen Haushalten wieder verschwunden. Vorbei sind einmal mehr die Zeiten, in denen trendbewusste Jugendliche Blind Guardian konsumierten, während Manowar praktisch durch jede Late Night-Talkshow tingelten, die etwas auf sich hielt. Und weil sich der Hype nicht nur auf hierzulande beschränkte, tauchten zu Beginn der Jahrtausendwende ja weitere Gestalten aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern auf, mit denen man vorerst nicht unbedingt wieder gerechnet hätte. So geschehen auch mit Ralf Gyllenhammar, seines Zeichens ehemaliger Sänger der glücklosen skandinavischen Heavyrocker B-Thong.
Welcher in Mustasch eine Wiedergeburt fand, die mit "Latest Version Of The Truth" bereits in die vierte Runde geht. Doch auch wenn die Wiedersehensfreude ganz meinerseits ist: Kleinere Brötchen müssen sie ebenfalls backen; weg vom Major-Label veröffentlicht man jetzt via dem heimischen Regain Records Label. Doch was B-Thong damals gelang, darf auch weiterhin zu den Stärken dieses Quartetts gezählt werden: Die Mischung aus Hardrock, Metal, Stonerrock-Elementen und einer Prise rotzigen Punks explodiert in einem Hitfeuerwerk, das von Heavy-Freunden der verschiedensten Genres begeistert aufgenommen werden sollte. Mustasch beweisen auch mit ihren elf neuen Songs, dass sie ein äußerst glückliches Händchen für griffige Melodien haben und diese trotz aller Traditionsverbundenheit in ein zeitgemäßes Gewand zu packen vermögen. So groovt "Falling Down" nicht unähnlich den Landsmännern Spiritual Beggars, während man sich im nächsten Moment im Bombast europäischer Truemetal-Kapellen zu suhlen scheint. Glücklicherweise nicht ohne eine gute Portion Ironie - so sammelt man Sympathiepunkte! Alles in allem ist "Latest Version Of The Truth" ein ziemlich feines Rockalbum geworden, dessen Wurzeln klar in den Siebzigern liegen. Weshalb man den Schweden mit den gern gewählten Stonerrock-Vergleichen eigentlich auch unrecht tut. Das ganze Album atmet schließlich trotz seiner recht modernen Produktion noch den Blues der frühen Queens Of The Stone Age: Fertig ist eines der gelungensten Genrescheiben des jungen Jahres. Und Anhänger aller erwähnten Referenzbands sollten hier unbedingt reinhören. Was übrigens kaum einer weiß: Vor der Mustasch-Gründung 1998 waren die Mitglieder in einer Punkband namens Grindstone aktiv - deren Veröffentlichungen allerdings unauffindbar in der Versenkung verschwunden zu sein scheinen. Vielleicht liegt hier die Ursache für meine Faszination am Mustasch Sound; welcher mangels neuem Danko Jones Material vorübergehend als das Dicke-Hose-Äquivalent des Jahres markiert werden darf...

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:04 / Rock

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