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Ulme

Dreams Of The Earth

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Das zweite Ulme Album, "Ordinary Diva", war 1997 ein Monument des Noiserock, eines der stärksten Alben auf dem konsequent unterbewerteten Blue Noise Label überhaupt. Sträflichst unbeachtet von Musikpresse wie breiter Öffentlichkeit gelang dem Trio damals ein Bastard, welcher dich mit der Intelligenz der frühen Helmet, der Durchschlagskraft von Neurosis und dem Lärmfaktor von Unsane bei den Eiern packte.
Und einfach nicht mehr los lassen wollte. Nach diesem Meisterwerk folgten zwar noch vereinzelte Auftritte und Veröffentlichungen, Stück für Stück aber verschwand die norddeutsche Ausnahmeformation wieder in der Versenkung. Acht Jahre nach dem letzten Werk "Green Glowing Soul" überraschte man im Frühjahr mit einer EP. Jetzt liegt, ich kann es kaum glauben, sogar ein regulärer neuer Longplayer vor. Doch leider verblasst die anfängliche Euphorie auf Dauer ein wenig. Was nur am Rande mit der vorhandenen Weiterentwicklung des Stils - vielleicht bedingt durch Neuzugang Tim Liedtke (Bass, ex-Sissies) - zu tun hat. "Dreams Of The Earth" tauscht einen Teil der frühen Urgewalt gegen bluesige, minimalistische, teils gar alternativ rockende Riffs ein. Gegen Momente der Ruhe, welche die tosenden Eruptionen im nächsten Moment vielfach noch eindrucksvoller erscheinen lassen. Jene Tatsache stellt jedenfalls nicht das Problem dar. Vielmehr hat die Laut-Leise-Variation einfach ein wenig an Faszination eingebüsst; und trotz vieler packender Momente hält das Songwriting dem nötigen Spannungsbogen nicht stand. Was nun wesentlich pessimistischer klingt, als es objektiv der Fall ist. Denn Ulme haben - nicht nur für mich - in der Vergangenheit ein echtes Statement gesetzt. Ihre Rückkehr erfreut uneingeschränkt, macht jedoch auch deutlich, dass ein Sound von seiner Zeit abhängig bleibt. Unbeeindruckt davon zeigen sich die charismatischen, variablen Vocals von Sänger und Gitarrist Arne Heesch. Die eigenwillige Atmosphäre der Kompositionen. Die in karger Schönheit erstrahlende Produktion. Sowie ein Stil, der nach wie vor seinesgleichen sucht.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 63:05 / Noiserock

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