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Battles

Mirrored

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Das ADS der Woche geht an: Battles. Zu viele Ideen, zu viel innere Unruhe, vielleicht auch zu viel Kaffee und Helium ergeben ein Album namens „Mirrored“, das die Tanzflächen im Sturm nehmen kann und sich dabei noch selbst überholt. Überambitioniert? Möglich. So stellt man sich jedenfalls ein Independent Aerobic Video vor.
So könnte musikgewordenes Ecstasy klingen. Du willst unaufhörlich tanzen und weißt eigentlich gar nicht warum. Auch wenn die vier Bandmitglieder es vielleicht nicht gerne hören werden: „Mirrored“ klingt wie ein typisches Projekt-Album, nicht das wie einer ganz gewöhnlichen Band. Was nicht bedeutet, dass das Battles-Debüt nicht organisch klingt - im Gegenteil die elf Tracks fügen sich hervorragend zusammen. Gemeint ist vielmehr die Tatsache, dass „Mirrored“ wie ein Album klingt, dass Leute zusammengeschraubt haben, die nicht in ihrer ersten Band spielen und sich hörbar ausprobieren wollen. Schlagzeuger John Stanier zum Beispiel kennt man als Drummer von Helmet und Tomahawk. Kapellen, die nicht gerade für Tanzmusik verschrien sind. „Mirrored“ aber ist tanzbar. Und das nicht zu knapp, was nicht zuletzt an Staniers unglaublich präzisen Schlagzeugspiel liegt und von Breaks, verschleppten Rythmen bis zu lautem Gedresche alles kennt. Verschnaufpausen gibt es eigentlich immer nur dann, wenn Ian Williams, den man von Don Caballero kennen könnte, sein eigenständiges Gitarrenspiel auf die Spitze treibt. Das Bassspiel von Dave Konopka ist eh eine Macht und was Tyondai Braxton da in Sachen Tasten und Gesang veranstaltet grenzt sowieso an Wahnsinn. Kein Wunder, dass The Mars Volta diese Truppe im Vorprogramm haben wollten, denn das ist zuweilen ganz schön krank, aber dennoch stets tanzbar und keinesfalls so elitär, dass man sich als Hörer ausgeschlossen fühlt. Dance Rock? Aber ja! Experimentell? Gerne. Math-Rock? Vielleicht auch. Zu Verkopft? Nein. Zum Glück, denn es wäre für die Battles ein Leichtes gewesen, sich selbst in ihren wirren Songstrukturen und instrumentalen Jam-Orgien zu verlieren. Tun sie aber die längste Zeit nicht, bis sie sich dann gegen Ende des Albums doch noch ein wenig verrennen und den Song aus den Augen verlieren. Macht zwar auch Spaß, allerdings sind „Bad Trails“ und „Prismism“ nur schöne Skizzen und nicht der Budenzauber, den der Vierer noch in ersten Albumhälfte veranstaltet. Dort gibt es mit „Atlas“, „DdiamonDD“ oder „Tonto“ nämlich Tanzflächenattentate, die genau auf den Punkt produziert sind und „Mirrored“ letztendlich entscheidend prägen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 51:57 / Experimental Dance Rock

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