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Bernhard Eder | Cargo City

The Livingroom Sessions | When I Sleep

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Zwei Alben - zwei Ähnlichkeiten. Beide Songwriter haben sich dem Wohnzimmer verschrieben. Der eine kaschiert das mit großen Pop-Melodien, der andere bastelt lieber am "Elliott Smith meets Thom Yorke"-Gesamtkunstwerk. Gelungene Alben sind es allemal.

Nach der Auflösung seiner Indierock-Band "Siamese" hat Simon Konrad, Tour-Kumpel von Dirk Darmstädter und Daniel Benjamin, jetzt über Schallbau eine EP veröffentlicht, die sich ziemlich gut zwischen beiden Songwritern  behaupten und verorten kann. Viel Akustikgitarren, kleine Beats, frickelige Effektchen und eine große Melodieverliebtheit heben das Werk deutlich vom Rest momentaner Newcomer aus deutschen Landen ab. "When I sleep I disappear" erinnert an Postal Service und Electric President, "Older now" an eine Wohnzimmerversion großer Coldplay-Hymnen. Überhaupt gelingt es dem Frankfurter hervorragend, Nähe zum Zuhörer herzustellen und trotzdem an Energiegeladenheit nicht zu verlieren. Allein "Butterflies" fällt etwas aus dem Rahmen und ist arg schnulzig geraten. Angesichts so schöner, schneller, greifbarer Songwriter-Pop-Perlen wie "French Movie" kann das aber herzlich egal sein. Und wo bleibt jetzt ein deutscher Zach Braff, der mindestens einen Cargo City Song auf seinen Soundtrack packt...?

Etwas anders mag es Bernhard Eder. Dem liegen die Melodien zwar auch vor dem Füßen. Aber statt sie aufzuheben reisst er sie erstmal in Fetzen und klebt sie neu aneinander. Das klingt wie die Wohnzimmerversion einer Kollaboration von Elliott Smith und Thom Yorke. Dass der Österreicher ebenfalls mal eine ganz Band sein eigen nannte und sogar mehrere Alben in seiner Heimat veröffentlichte, hört man ihm beileibe nicht an. "The Livingroom Sessions" klingt nach gut formatiertem Songwriterpop. Mitsamt Streicherarrangements die Melodien wie nasse Regentropfen auf die Windschutzscheibe prasseln lassen. Flüchtig, schön, bescheiden. Markant dabei: Bernhards Stimme, im Timbre natürlich der von Radiohead Frontmann Yorke nicht ganz unähnlich. "Cute" eröffnet das Album und bleibt hängen. Mit "Hold me tight" erreicht Eder in seiner kunstvollen Agonie und bescheidenen Hymnenhaftigkeit wahrlich sein persönliches Opus Magnum. Allein die Schülerband-Poesie einiger Texte kratzt wie ein sich ankündigender Husten. Spätestens mit den beiden Coverversionen "Climbing up the walls" (Radiohead) und "Being Boring" (Pet Shop Boys) macht Bernhard Eder deutlich, dass mit ihm die nächste Zeit zu rechnen ist. Gut so. Umsonst ist er von Österreich nicht nach Berlin gezogen...

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Singer/Songwriter
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Singer/Songwriter



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