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Jeremy Warmsley

The Art Of Fiction

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Neidisch könnten sie einen schon machen, diese Jungspunde. Immer wieder verstecken sie sich hinter ihrer nerdigen Außenwirkung und feuern uns all ihr Talent um die Ohren. Owen Pallett aka Final Fantasy, Patrick Wolf, Sufjan Stevens und wie die Wunderkinder alle heißen. Jeremy Warmsley kann man gut und gerne auch dazuzählen, auch wenn er die Klasse der anderen noch nicht ganz erreicht hat.
Deutlich weniger individuell und vor allem extravagant als seine Brüder im Geiste präsentiert sich Jeremy Warmsley auf seinem Debüt „The Art Of Fiction“ und das tut der Musik gut. Seinen Status als Kauz und Bastler wird der junge Herr aus London mit französischen Wurzeln aber deswegen nicht verlieren. Solche Songs komponiert keiner, der sich jedes Wochenende die Nächte in den Bars und Clubs um die Ohren schlägt. Auch wenn es in der Musik keine Nationalitäten gibt, „The Art Of Fiction“ klingt nicht wie ein typisches Album aus Großbritannien und erst recht nicht wie eins aus London. Auch wenn es zuweilen etwas chaotisch zugeht, fehlt hier definitiv die gewohnte Großstadthektik. Die elf Songs klingen vielmehr nach amerikanischer Einöde oder zumindest nach den dortigen Zentren der kreativen Indiepopkomponisten. Die Westküste lässt grüßen und Chris Walla würde diese Platte sicherlich auch mögen. Auch wenn sich Jeremy Warmsley vor allem live gerne mal Verstärkung holt, gibt er auf seinem Debüt ganz den Kontrollfreak. Fast alle Instrumente hat er selbst eingespielt und die Stücke zusammengeschraubt sowieso. Kann man sich richtig vorstellen, wie der bebrillte Multiinstrumentalist sich zu Hause oder im Studio vergräbt, während seine Freunde ihr Hirn und Geld in den Discotheken lassen oder die Sonne in Parks genießen. Farbe kriegt man dadurch nicht im Gesicht, aber mit etwas Mut kommen gute Platten dabei raus. „The Art Of Fiction“ ist eine davon. Zwar haben sich auch ein paar weniger überragende Nummern aufs Album geschmuggelt, andere bleiben dafür schon nach wenigen Hördurchgängen auf der Innenseite des Kopfes kleben. „I Believe In The Way You Move“, „Modern Children“, „Dirty Blue Jeans“ oder „I Promise“, um nur mal ein paar zu nennen. Klavier, Streicher, Bläser, Handclaps, Chöre, tanzbare Momente, Indietronicansätze, es gibt nichts, was Jeremy Warmsley nicht umsetzen kann. Wenn er jetzt seine Idee von Popmusik weiter konsequent zu Ende denkt, muss er sich in Zukunft hinter niemand mehr verstecken – wobei er das sicher eh nie vorhatte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:44 / Songwriterpop

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