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V/A
Goldkante – Der lolila Sampler
„Mensch bist du groß geworden!“ Diesen furchtbaren Satz kennt man ja. Meistens kommt der von Großeltern oder Bekannten, die man als Kind länger nicht mehr gesehen hat und die damit ausdrücken wollen, wie sehr man gewachsen ist. Gemeint ist das vielleicht aber nicht nur körperlich, sondern auch was den Charakter betrifft. lolila ist auch ganz schön groß geworden und wird nun bereits zehn Jahre alt.
Und das ist ein ganz schön stolzes Alter in Zeiten von allgemeinen Gejammer, Einsparung von Humankapital bis hin zu Betriebsschließungen. Warum sich lolila so konstant über Wasser hält, liegt vielleicht daran, dass man nie versucht hat große Namen aus Übersee auf das Label zu holen oder irrsinnig teure Promoaktionen zu starten. lolila ordnet man ein in eine Welt, in der ein Handschlag noch mehr zählt, als seitenlange Verträge. Ohne das heroisieren zu wollen oder allzu kumpelmäßig klingen zu lassen, bei dem lovely little label geht es wohl in erster Linie um Freundschaft und nicht um falsche Versprechungen. Wie auch? Mit sympathischer LoFi-Musik aller Art sind die wenigsten reich geworden, geliebt wird man dafür aber oft umso mehr. Auf „Goldkante – Der lolila Sampler“ hat man zum Geburtstag nicht weniger als 20 Songs versammelt, die nicht alle überragend sind, dafür aber wunderbar einen musikalischen Ansatz, vielleicht sogar ansatzweise eine Szene portraitieren. Denn während sich andere Labels auf ihren Samplern gerne und vielleicht auch zurecht selbst abfeiern, blicken die Macher Decker, Engels und van Boxmer über den Tellerrand hinaus. Neben den eigenen Bands wie zum Beispiel Kiesgroup, Pawnshop Orchestra, bout d’chou, Na Sabine, wie sieht’s aus in München?! (um nur die bekanntesten zu nennen), hat man zum Beispiel auch Wolke oder Fauna eingeladen Songs beizusteuern. Höhepunkte auf dieser Zusammenstellung neben den bereits genannten Gruppen, gibt es jedenfalls einige. Zum Beispiel „Kiepenkerl“ von Kombinat Feinripp, „I’m No Byrd“ von Soul’s Off Fire oder „Für einander verfügbar sein“ von den Dativ Boys. Die Band- und Songtitel lassen es manchmal schon erahnen, es geht um abseitiges, um wunderbaren LoFi, der meist ein wenig neben der Spur agiert. Pop, Indie, Rock, 60ies, Elektropop – möglich ist hier alles und dennoch passen die Künstler erstaunlich gut zusammen. Wir gratulieren artig und wünschen viel Erfolg in den nächsten zehn Jahren!
-- / Spielzeit: 73:55 / LoFi-Indiepop
Geburtstagstour mit: Kiesgroup, Pawnshop Orchestra, Kombinat Feinripp und Graph
26.06.2007 - Hamburg, Astrastube (+ Flo Fernandez)
27.06.2007 - Magdeburg, Cafe Central
28.06.2007 - Berlin, Bang Bang Club
29.06.2007 - Köln, Tsunami (+ From Dispo to Disco)
Und wenn wir schon mal dabei sind, kann man doch gleich mal genauer nachfragen. In diesem Fall bei Daniel Decker, Labelmitbetreiber und mit seinem Pawnshop Orchester selbst als Künstler auf lolila vertreten.
Zehn Jahre schon, Mensch! In letzter Zeit hat man ja viel von euch
gehört, aber was habt ihr denn in den ersten Jahren so getrieben?
Ich bin ja erst seit fünf Jahren dabei, erst als Fan, dann als "Signing" und seit ca. 2004
als Mitmacher. Davor gab es einige Kassetten in kleinen Auflagen. Viele der Bands, die
damals dabei wahren gibt es aber immer noch und bringen auch auf lolila Platten raus. Erst
seit der ersten Pawnshop Orchestra haben wir mit Broken Silence einen Vertrieb gefunden
und ich denke seitdem ist es so, dass man uns auch überregional viel mehr wahrnimmt.
Wie fing das alles an mit lolila, woher habt ihr die Motivation
genommen ein eigenes Label zu gründen?
Berko und Beate, die das Label gegründet haben, benutzten den Namen erst um etwas auf die
Demos zu schreiben, die man halt so verschickt. Aber dann wurde da mehr raus und man half
auch anderen Bands mit dem Label. Es gab Konzerte, Sampler und Partys. Alles unter dem
Banner "lolila". Und 1999 wurde dann die erste 7inch veröffentlicht. Die war von
Connection 99. Und so ging es dann immer weiter und wurde immer mehr.
Ist lolila eher ein Label für die eigenen Platten und für die von
direkt befreundeten Bands oder ist das eine offene Sache, kann da
jeder Demos schicken und auf eine spätere Veröffentlichung hoffen?
Hinschicken darf jeder, aber bisher haben wir nie was veröffentlicht, was nicht irgendwie
aus unserem Freundeskreis kam. Aber es ist dennoch so, dass sich oft andere Sachen
ergeben wie Konzerte oder so. Es ist auch so, dass wir nicht wirklich viel mit dem Label
verdienen und daher auch gar nicht das bieten können, was sich viele Bands vorstellen.
Wo geht's hin in nächster Zeit, gibt es langfristige Pläne, Ziele und
Träume für und mit dem Label?
Also am 20.07. kommt der Goldkante Sampler in die Läden. Leider etwas später als die
Tour. Zeitgleich kommt dann das Comeback Album von Kombinat Feinripp mit dem schönen
Titel "Probantenstadt". Die ist wirklich ziemlich großartig. Im Oktober gibt es dann auch
ein paar Konzerte von Pawnshop Orchestra und Kombinat Feinripp. Kiesgroup und Pawnshop
Orchestra arbeiten auch schon an neuen Songs. Ebenso Na Sabine, wie sieht's aus in
München?! Es wird sich sicherlich auch einiges verändern in nächster Zeit. Aber so genau
wissen wir das auch noch nicht.
Text und Interview: Sebastian Gloser
Foto: Sibylle Mall
