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D.H. l Kommando Sonne-Nmilch

Medusaflöße Zu Pflugscharen l Jamaica

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Zwei mal Punk auf Deutsch. Alle beide eigentlich schon immer lieb gewonnen; jedoch – für mich als doof/bequemen Freund des Digitalen - leider bislang nur auf Vinyl ohne erhöhten Aufwand zu erwerben. Konkreter Anlass für meine Freude: D.H. mit einem weiteren Versuch, auf ihr enormes Talent aufmerksam zu machen. Diesmal endlich auch via CD. Sowie Album Nummer drei von Kommando Sonne-Nmilch: Aktuelles, wenngleich nicht mehr ganz so neues Projekt von Sänger Jens Rachut (ex-Dackelblut, Blumen Am Arsch Der Hölle, Oma Hans) mit wechselnder Mann- bzw. Frauschaft. Ebenfalls in analoger wie digitaler Verfassung.

„Versuch über Förmchen“ heißt der Einstieg ins dritte D.H. Album: Ein wunderbar rockender Punksong, der sofort meine über Jahre gereifte Sympathie für die Herren zurück in Erinnerung ruft. Im weiteren Verlauf der zehn Tracks: Große Melodien, raue Produktion, herrlich melancholische, manchmal schiefe Gesänge von den Gitarristen Lars und Ecki. Welche zu zweit eine, zum famosen Titel entsprechend passende, lupenreine Zitathölle kreieren. Zu welcher sich konzeptionell passend das famose Layout im „Käpt’n Blaubeer“-Style fügt. Soweit also alles euphorisch? Fast. Irgendwie verlieren sich die Leipziger nämlich nach ihrem verschollenen Meisterwerk "Der Mann der barfuss Funken schlug" (hallo, digitale Version?) erstmals in zu viele Sperenzchen. Vor lauter Effekten, Samples und Chören (!) kommt der Song leider vereinzelt etwas zu kurz. Doch weil die Highlights eben wieder so zwingend und zahlreich sind: Mehr als ein Grossteil der anderen muttersprachlichen Punkrocker haben D.H. nach wie vor zu bieten.

Sperenzchen? Das kann und wird Kommando Sonne-Nmlich - ausgerechnet aus Hamburg - nicht passieren. So direkt und auf den Punkt steuert das Musiker-/Schauspieler-Projekt um Rachow mit Slime-Schlagzeuger Stephan Maler, Ronnie Kastanienallee (Bass) sowie Sängerin Yvon Jansen in Hirn und Hüften der bundesdeutschen Punkrock-Gemeinschaft. Offenbar immer brav bemüht darum, jeglichen potentiellen Wiedererkennungswert mit der Namensgebung im Keim zu ersticken.... Dennoch, über weite Teile bleibt auch auf "Jamaica" alles beim Alten. Soll heißen: Wir hören Dackelblut, Oma Hans. Gerne auch Turbostaat. Vielleicht ein wenig facettenreicher. Oder, anders: Mitreißender, ehrlicher und aparter als diese 13 Songs kann man Punkrock wohl nicht, tja, leben. Produziert hat Tobias Levin; doch der Dreck bleibt auch beim dritten Album unter gleicher Flagge haften. Nach dem akustischen Ende „Stand der Dinge“ hat man dann plötzlich das Gefühl, etwas Großem beigewohnt zu haben. Der Schein des phänomenalen Coverartworks trügt also nicht… Notiz am Rande: Majorlabel haben die vergriffene Debüt-LP wieder aufgelegt. Natürlich nur auf Vinyl. Hach.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 35:05 / Punkrock
Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 36:46 / Punkrock

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