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Zehn Meter Feldweg
Phantom Power
Als deutsche Band braucht man heutzutage schon einen
ordentlichen Masterplan, um nachhaltig in der
Musikwelt zu bestehen: die Zugehörigkeit zu den
richtigen Szenen, einen Sound nahe bei den großen
Vorbildern und - um Himmels Willen - einigermaßen
brauchbare Texte, sonst machen die Leute ja schon am
Eingang kehrt.
Also, die nächsten bitte vortreten:
Zehn Meter Feldweg sind eine junge Band aus
Hamburg, die sich ganz unurban gibt und ihre Musik –
wohl nach Besuch vom PR-Berater – clever als
Feldwegrock bezeichnet. Wie der klingt? Nun ja, nicht
unbedingt nach Traktorspuren, Matschpfützen und
Wegrandblümchen. Die eigentlichen Referenzen sind
trotz propagierter Eigenständigkeit nicht zu
überhören, aber auch nicht unbedingt die
schlechtesten: Die erste Hälfte ist ein Kniefall vor
Tomtes „Hinter all diesen Fenstern“ und zum Ende hin
unternehmen Zehn Meter Feldweg sogar den wahnwitzigen
Vorstoß, wie Tocotronic auf ihrem weißen Album
zu klingen. Man könnte allerdings auch sagen, ihnen
geht irgendwo auf dem Feldweg ganz einfach die Luft
aus. Dabei stößt man sich weniger an der
ver(Hamburger)schulten Rhythmus- und Melodiesektion,
als an der fehlenden textlichen Abstraktionsebene.
„Phantom Power“ ist mit Ich-, Du- und Wir-Formen und
deren mantraartigen Wiederholungen derartig
überladen, dass man trotz greifbarer Themen so gar
kein Heimatgefühl entwickeln will. Zumal der
Deutschlehrer einige Ausdrücke dick rot unterstreichen
und am Zeilenrand den fehlenden „Ausdruck!“ anmahnen
würde. Oder wie würde Sänger Sven Lewerentz, der
stimmlich ebenso limitiert ist wie Thees Uhlmann oder
Superpunk-Gröhler Carsten Friedrich, die Zeilen „der
Bohrer bohrt ... du bist so klar / und ich so leer“
aus „Bohrer“ erklären? Dabei ist das Lied an und für
sich ganz amtlich, „Vor die Hunde gehen“ und „Wo ist
eigentlich die Elbe?“ sind noch mehr als das. Nämlich
veritable Füller zwischen „Landungsbrückenraus“ und
„Schreit den Namen meiner Mutter“ in irgendeiner
Hamburger Indie-Disko. Warum also nicht mal raus aus
Hamburg City und etwas Landluft schnuppern? Ein paar
Meter kann man auf diesem Feldweg durchaus mitgehen
/ Spielzeit: 47:05 / Deutschrock