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Palomar

All Things, Forests

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Auch wenn das Artwork eher nach düsterem Dronemetal aussieht und alles andere als einladend wirkt: Die Musik von Palomar klingt frisch, zuckersüß und vielmehr nach New Yorker New Wave der 70er und 80er, als nach fiesen Riffs im bösen Zauberwald. Düster dabei natürlich trotzdem – was auch sonst, wenn man sich bevorzugt in den dunklen Ecken von Brooklyn herumtreibt.
Keine Frage: Dieses Genre hat gerade wieder Hochkonjunktur. Blondie haben sich Ende des vergangenen Jahrtausends wiedervereinigt, taumeln aber seitdem so vor sich hin. Da wird es Zeit, dass junge Bands nachrücken. The Organ haben sich nach einem fantastischem Album zwar leider schon wieder aufgelöst, mit The Flesh und Palomar gibt es aber qualitativ hochwertigen Nachschub und oben drauf ordentlich Frauenpower. In diesem Fall sogar in dreifacher Ausführung plus männlicher Begleitung am Schlagzeug. Auffällig ist dabei zunächst die wahnsinnige Spielfreude des Quartetts. Auch wenn zuweilen ganz behutsam gesungen wird, ist bei der Gitarrenarbeit die Zurückhaltung passé. Dadurch entstehen feine, insgesamt recht straighte Gitarrenpopsongs, die aber auch diverse Spielereien und jede Menge Detailarbeit zulassen. „Bury Me Closer“ kommt leicht hippieesk daher und erinnert an Tilly And The Wall, „The Air Between Us“ vermittelt Doves-Atmosphäre und wenn bei „Our Haunt“ gegen Ende das Leitmotiv in Form eines kreischenden Gitarrensolos wiederholt wird, muss man fast ein bisschen an die frühen Ash denken und kann sich ein beseeltes Grinsen nicht verkneifen. Fernab aller Vergleiche scheinen Palomar allerdings auf ihrem vierten Album endlich ihren Sound gefunden zu haben. Der ist zwar wenig revolutionär, auch nicht wirklich spektakulär, dafür aber richtig gut. Lückenfüller hat das Quartett auf „All Things, Forests” jedenfalls nicht versammelt, auch wenn sich der ein oder andere Song noch offensichtlicher abheben kann. „Woah!“ zum Beispiel, ein astreiner Wave-Punk-Tanzflächenfüller oder das tastenlastige, explosive „Beats Beat Nothing“ und nicht zu vergessen „Surprise Us“ ein wunderbar wärmendes, melancholisches Stück Musik. Das lässt sich sehen und vor allem hören und lässt einen zudem überlegen, ob man sich nicht mal den Backkatalog beschaffen sollte. Was soll man sagen, schon wieder eine tolle Platte, die dank BB*Island in Deutschland erscheint.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:21 / New Wave

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