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Maps

We Can Create

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Es ist schon immer so eine Sache mit den Vergleichen. Wenn man das zusammenfasst, was über Maps alias James Chapman geschrieben steht, dann sind Simon & Garfunkel, Echo & the Bunnyman, Granddaddy, The Chemical Brothers und eventuell Billy Corgan vor ein paar Monaten in einem mittelenglischen Pub gut einen Trinken gegangen.
Bei der sich direkt anschließenden Recordingsession durfte jeder nicht mehr als eine Spur am 16-Tracker belegen und ein noch nie da gewesenes Mixing-Genie hat aus dem ganzen Wust dann „We Can Create“ hervor gezaubert. Was stimmt, ist der 16 Spur-Recorder, mit dessen Hilfe James Chapman das Album größtenteils in den eigenen vier Wänden vorproduzierte. Veredelt wurden diese „Schlafzimmer-Sessions“ dann in Reykjavik. Die Brüder Valgeir und Moi Sigurosson (u.a. Bonnie „Prince“ Billy, Björk) und bei zwei Tracks sogar Mute-Labelchef und Elektro-Urgestein Daniel Miller sorgten für den nötigen Feinschliff. Das Resultat ist ein Werk, dem man die lange und intensive Arbeit anmerkt. Ein vielschichtiges Gebilde aus Geräuschen, Sounds und Beats bildet die Grundlage für Chapman´s melancholisch-entspannte Stimme, atonal effektierte Synthesizer-Intros münden in warme, sorglose Akkordstrukturen. Einziges Manko ist der fehlende Einsatz von live eingespielten Drums, an manchen Ecken fehlt es einfach ein wenig an lebendigen Elementen auf der Platte. Beachtlich ist, dass die Nummern ihr hohes Maß an Eingängigkeit (vielleicht nennt sich so was dann „Popfaktor“) trotz Tracklängen von teilweise über sechs Minuten nicht verlieren. Da muss dann wohl für potentielle Airplays ordentlich gekürzt werden. Aber eigentlich ein riesen Kompliment, denn „We Can Create“ stellt auch in diesen manchmal minutenlangen Instrumentalpassagen Aussage und Kraft der Melodie über Frikeleien oder Solisten-Aktivitäten. Insgesamt ein wirklich beachtenswertes Erstwerk und vielleicht die Geburtsstunde eines äußerst sympathischen und trinkfesten Wunderkind des britischen Elektropop.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / David Lodhi


Sphärisch. Atmosphärisch. Das sind die beiden Worte, welche bei der Beschreibung des Debüt-Albums „We Can Create“ von Maps wohl den Nagel auf den Kopf treffen. Der so genannte Kopf der Band, das ist James Chapman, der in England bereits zum Kritikerliebling avancierte.
Man vernimmt Gitarrensounds, hier und da Bläser und Streicher, doch alles auf elektronischer Basis, die Chapman in seinem Northamptoner Schlafzimmer jedoch nicht mit seinem Computer, sondern mit 16-Spur-Recorder aufgenommen hat. Dies mag vielleicht ungewohnt erscheinen, doch ist es die dem Künstler vertraute Arbeitsweise. Zur Produktion machte sich Chapman auf die Reise zu Valgeir Sigurdsson (Björk, Bonnie Prince Billy) ins ferne Reykjavik. So entstanden dichte, melodische Walls of Sound epischen Ausmaßes, die Vergleiche zu Bands wie Radiohead, Muse, Air, Spiritualized, My Bloody Valentine, den Chemical Brothers und den Melodien der Byrds heraufbeschwören. Und gerade Melodien sind es, auf die Chapman in besonderem Maße Wert legt: begleitende Sounds kommen erst nach und nach dazu, schließlich der Text. Beim Hören dieses Albums kann man sich schon mal träumerisch schwelgend in Beat-Wolken wieder finden. Und da liegt die Intention Chapmans gar nicht so fern. Manch einer würde den Maps-Sound wohl als Shoegaze zwischen Dream und Noise Pop einordnen, auch wenn Chapman es nicht gerne hört, in Schubladen gepresst zu werden. Und tatsächlich ist „We can create“ energetischer und positiver, gar nicht so britisch-melancholisch. Selbst sagt er dazu in einem Interview mit Steve Winkler von Mute: „Nee, wir starren nicht auf unsere Schuhe, sondern blicken eher zu den Sternen.“ Traurig stimmt lediglich das minimalistisch instrumentalisierte „Glory Verse“ mit Chapmans melancholischem Gesang. In „You Don’t Know Her Name“ hat er zwei unterschiedliche Ideen für Songs kombiniert: einen euphorischen Refrain, der Beach Boys-artig anmutet und psychedelisch klingende Akkordfolgen. Und siehe da: Es klappt. Ziemlich gut sogar. Tragendes Element in „Eloise“ ist die Hammond-Orgel und Streicher, die dem ganzen eine beeindruckend softe und gleichzeitig intensive Note verleihen. „Liquid Sugar“ beginnt minimalistisch, schafft es aber hervorragend eine Spannung zwischen sehr ruhigen und treibenderen Passagen entstehen zu lassen. Während „So Low, So High“ einen gigantischen Opener bietet, rundet „When You Leave“ das Album noch einmal zum Schluss auf zauberhafte Weise ab. Fazit: traum- und tanztauglich. Mitreißend. Verlieren kann man sich darin, aber nicht vergessen: „It will find you“… Das kann schon mal glücklich machen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Nadja Gebhardt

Spielzeit: 52:10 / Elektro-Pop





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