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Dragons l New Model Army

Here Are The Roses l High

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Zwei hierzulande gänzlich unbekannte Elektrorock-Jungspunde treffen auf den alten Meister des Folk-/Postpunk… welcher während seines kreativen Karriere-Knicks einstmals gar nicht so unähnlich klang. Doch selbst wenn beide Kontrahenten eine interessante Geschichte zu erzählen haben: Die Senior League holt sich trotz begnadeter Konkurrenz klar den Titel.

Es wäre auf den ersten Blick nahe liegend, im Falle der Dragons mit Bristol-Referenzen um sich zu werfen. Jener britischen Industriemetropole, welche dereinst Größen wie Massive Attack, Tricky oder die kongenialen Portishead hervorbrachte. Welche allesamt mittlerweile in die Bedeutungslosigkeit abesackt oder gänzlich von der Bildfläche verschwunden sind. Nun also: Dragons. Gleiche Heimat, ebenfalls synthetischer Musik gegenüber aufgeschlossen, jedoch gleichermaßen klassischen Songstrukturen verhaftet. Warum aber finden sich unter dieser Rezension nur fünf Punkte? Am ehesten wohl deswegen, weil "Here Are The Roses" das vielleicht wichtigste Argument in dieser Liga vermissen lässt: Die Musik und die dadurch vermittelten Emotionen wirken statisch; eine eventuell vorhandene Hingabe verliert sich in zwar ohrwurmverdächtigen, jedoch unscheinbaren Popsongs. Auf eine Schublade heruntergebrochen klingen die zehn Tracks nunmal schlicht nach Elektro-Rock. Nach gezähmten Killing Joke. Nach einem Müßiggang von The Falls Mark E Smith, dem exakten Gegenteil etwa zu seinem Von Südenfed-Wahnsinn. Altbacken und denkbar weit von den innovativen Triphop-Anfängen entfernt. Oder aber: Wie eine Undergroud-Ausgabe von Depeche Mode. Deren Soundadaption, angelehnt an Dark Wave samt einer Spur Independent, hier reichlich unterkühlt klingt. Und, tja, da ist noch die Stimme von Antony Tombling Jnr. Welche sich stilecht an Größen wie Joy Division anzulehnen versucht. Und genau so das Mittermaß endgültig forciert. Fazit: Das Duo, dessen zweite Hälfte Produzent David Francolini (ex-Levitation/Dark Star) besetzt, mag sein zweifellos vorhandenes Songwriting-Potential noch so sehr ausgeschöpft haben - Am Ende bleibt nur ein durchschnittliches, nettes Album.

Ausgerechnet die alten Herren um Justin Sullivan zeigen ihren Landsmännern nach fünfjähriger Veröffentlichungs-Abstinenz zeitgleich, wie man es besser macht. Mit einem Album nämlich, welches schon im Opener „Wired“ demonstriert, dass New Model Army das Rocken nicht VERlernt, sondern vielmehr GElernt haben. Wohin auch immer ihre Metal/Gothik-Wirrungen nach den avantgardistischen Folk-/Postpunk-Anfangstagen führten: Auf dem zehnten Album besinnen sie sich wieder ihrer legendären Wurzeln. Nicht jeder Track auf „Higher“ ist dabei zwingend. Die Kondition, in welcher sich New Model Army 2007 befinden, verdient jedoch das Prädikat „spektakulär“. In Eigenregie veröffentlicht und ohne jegliche kommerzielle Attitüde haftet dem brillant organisch produzierten Material mehr Seele an, als beinahe alles, was das Quartett in der letzten Dekade veröffentlichte. Fazit: Sullivan fand nach einer bewegten Geschichte mit zahlreichen Schicksalsschlägen seine Inspiration zurück. Und zeigt, dass er damit in dieser Liga kaum schlagbar ist.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:08 / Elektrorock
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:23 / Elektrorock

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