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Sportfreunde Stiller

La Bum

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Pünktlich ein Jahr nach dem Sommermärchen sind die Sportfreunde Stiller wieder da und wer gehofft hatte nach dem musikalischen Supergau und dennoch schwer erfolgreichen „You Have To Win Zweikampf“ würde es wieder bergauf gehen, wird enttäuscht. Zwar unterbieten sich die drei Münchner mit „La Bum“ nicht noch einmal, aber es bestätigt sich das, was sich bereits mit „Burli“ angedeutet hatte: die Sportfreunde sind in der belanglosen Larifari-Popwelt angekommen.
Und das ist schon ein bisschen schade, auch wenn es sich lange angekündigt hat und somit keine Überraschung darstellt. Ganz oben in den Charts wird das Album mit dem (wieder mal) albernen Namen natürlich trotzdem landen. Aber der Reihe nach. Besonders tiefgründig waren die Sportfreunde Stiller natürlich noch nie. Schon immer war die - zunächst als reine Gutelauneband - gegründete Truppe der Gegenentwurf zur Hamburger Schule. Die Antithese zu nachdenklich oder am Ende gar politisch. Gestört hat das aber niemand. Lockere Kost für die Freiluftsaison in Indiehausen und irgendwie auch sympathisch, weil ohne Masterplan ausgestattet und musikalisch freilich nahe am Dilettantismus. Das Quasi-Konzeptalbum „So wie einst Real Madrid“ hatte zahlreiche Hits und - was heute gerne vergessen wird - fast so etwas wie Charakter. Als dann das Phänomen Sportfreunde Stiller bekannter wurde und die Hallen größer, ging bereits ein großes Stück der Intimität verloren. Der Sellout-Vorwurf wäre zu dieser Zeit freilich völlig lächerlich gewesen. „Die gute Seite“ war schlichtweg nicht mehr so gut, wie das Debüt. Dann kam „Burli“ und die Erkenntnis, dass die Sportfreunde vom Ex-Geheimtipp zu einer richtig breitentauglichen Truppe verkommen waren. Je größer der Erfolg, desto weniger Ideen schienen Brugger & Co. auf Lager zu haben. Ball flach halten, lautete die Devise. Und selbst wenn man großzügig das Live-Album, sowie das bereits genannte Fußballalbum übergeht, kommt man im Jahr 2007 zu dem Ergebnis: die Einfälle sind aufgebraucht, die Wortspiele nicht mehr clever und witzig, meist sogar recht peinlich. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich der Dreier ganz gut eingerichtet hat und nicht mehr die Ambition hat, ihr Tiefflieger-Image abzulegen. Klar, wer eher einfach gestrickt ist und sich auf „La Bum“ einlässt, findet zahlreiche hübsche Refrains mit denen man sich selbst und das Leben ansich feiern kann. „Mo(nu)ment“ ist gewohnt leichte Sportfreunde-Kost, „Ohne deine Liebe“ versucht an die Anfangstage anzuknüpfen, „995er Tief über Island“ haben dagegen Die Ärzte in Form von „Westerland“ schon besser geschrieben. „Was dein Herz dir sagt“ ist möglicherweise der traurige Versuch Kettcar-Inhalte in den Stiller-Kosmos zu übertragen und „Sodom“ kommt der damals Neuen Deutschen Welle schon gefährlich nahe. Wer all das nicht überhören kann, kommt nur zu einer Diagnose: das Projekt Sportfreunde Stiller ist qualitativ am Ende.

Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:34 / Gitarrenpop

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