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Broken Social Scene presents: Kevin Drew

Spirit If...

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Irgendwie ist es zu schade, den wertvollen Platz hier zu verschenken, in dem man erklärt, ob „Sprit If...“ nun ein Broken Social Scene-Album ist, ein Soloalbum oder irgendwas dazwischen. Fakt ist: Kevin Drew singt alle Songs, viele der üblichen Verdächtigen sind wieder dabei, und dann noch ein paar Neue. Und das soll jetzt auch reichen.
Ansonsten ist dieses Album „kein Druck – keine Zeitpläne – keine Sorgen – ganz viel Liebe“. Sagt jedenfalls der Infozettel. Schön, das kann ich unterschreiben, Arbeit erledigt, gute Nacht. Allerdings wird eine Review dieser Kürze einem ausufernden Werk wie diesem nicht gerecht, und außerdem handelt es sich hier ja um eine absolute Lieblingsband. Und um jetzt nicht der totalen Subjektivität zu verfallen, werde ich mit dieser Platte hart ins Gericht gehen. Versprochen. Denn: Wer will das überhaupt hören? Kevin Drews etwas näselnden Gesang auf Albumlänge, ausufernde Songs, die sich in sich selbst verlieren und mal einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten verdient hätten? Endloses Geplätscher, von ein paar Ausnahmen (z.B. „Lucky Ones“) mal abgesehen. Die hätten aber auch gut auf einem „normalen“ Broken Social Scene-Album Platz gefunden. Schuldig in allen Anklagepunkten. Trotzdem 7 Sterne. Denn: Hier ist endlich Platz für Songwriting-Ideen, die sonst im Lärm des großen Ganzen manchmal untergehen. Und Drew kann einfach – trotz Näselei – die schönsten Melodien singen. Und die sind hier so privat gehalten, so intim, dass sie richtig zu Herzen gehen. Hier ist Zeit, mal Gedanken zu Ende zu führen, bis ins letzte Detail auszugestalten. Und wenn das dann mal ein bisschen vor sich hinplätschert – sei es drum, man kann es auch einfach als Spielfreude interpretieren. Wie zum Beispiel ein herrlich ziellos hingehauchtes „Broke Me Up“ einem jubelnden „Big Love“ gegenüber steht und alles klingt wie aus einem Guss. Mitgenommen fühlt man sich durch die verschiedenen Emotionen, über die Brüche hinweg genau so wie durch die elegischen Parts. Fazit: „Sprit If...“ ist ein Popalbum, ein Songwriteralbum, ganz privat gehalten und trotzdem geprägt vom Kollektiv. Kevin Drew bekommt hier eine Plattform, die andere Broken Social Scene-Mitglieder in ihren jeweiligen Soloprojekten suchen. Und diese Plattform hat er mit seinem unglaublichen Ideenreichtum auch verdient.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 65:20 / Indie-Pop

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