Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Boy Omega

Hope On The Horizon

Boy_Omega.jpg

Das Singer/Songwriter-Jahr 2006 gehörte Boy Omega. Mit „The Black Tango“ hatte Martin Henrik Gustafsson im März 2006 ein unglaublich berührendes Album vorgelegt und mit „The Grey Rainbow“ eine tieftraurige und doch wunderschöne EP nachgelegt. Für Anfang 2007 war damals schon das nächste Werk geplant und das Label sollte City Slang heißen. Heute wissen wir, dass „Hope On The Horizon” Mitte September über Glitterhouse erscheint. Was dazwischen passiert ist?
Wir wissen es nicht. Aber irgendwie scheint Gustafsson etwas die Lockerheit abhanden gekommen zu sein. An den Labelkomplikationen wird das wahrscheinlich weniger liegen. Vielleicht schon eher an den zahlreichen Europatouren, die ihr zuletzt gespielt hat. Oder an seinen über 200 Songs, die er auf seiner Festplatte gesammelt hat und in denen er sich scheinbar ein wenig verstrickt hat. Vielleicht ja sogar daran, dass sein Bruder Daniel alias The Book Of Daniel ein ausgezeichnetes, von der Presse hochgelobtes Debüt vorgelegt hat. Stellenweise erinnert „Hope On The Horizon” nämlich schon sehr an „Songs For The Locust King“ und gerade die Gegensätze, die unterschiedlichen Ansätze waren es doch, die die Koexistenz der beiden gesichert hatte. Da ist es natürlich nicht gerade förderlich, wenn man zumindest teilweise auf den selben Freundeskreis und Musikerstamm zurückgreift. Am Ende hat es aber wahrscheinlich gar nichts mit all dem zu tun, weil die Songs lange vor sämtlichen genannten Szenarien aufgenommen wurden. Wie auch immer: „Hope On The Horizon” ist nicht nur ein extrem schwülstiger Titel, der Platte fehlt es auch an dem gewissen Etwas, das es in Boy Omega-Stücken zuletzt zuhauf gab. Martin Gustafsson hat die elektronischen Passagen auf ein Minimum reduziert und das ist schade, denn jetzt klingt er weniger unverwechselbar und fast schon wie ein extrem depressiver Kristofer Aström. Ist man als Hörer unten, ziehen dich all die Streicher und Bläser sicherlich wieder hoch oder kicken einen ganz weit runter. Ist man das nicht, fängt die Theatralik an zu nerven. Die Platte beginnt stark und endet gloreich, dazwischen mengelt es den Songs an Tiefe. Man möchte Gustafsson fast am Arm packen und gut zureden, dass er doch mal eine Pause einlegen solle, denn letztendlich ist alles halb so wild: Einer, wie Gustafsson braucht all die oben beschriebenen Interpretationen gar nicht, er hat bewiesen, dass er es besser kann. Viel besser und deswegen darf er auch mal eine etwas schwächere Platte machen, die immer noch mehr Herzschmerz offenbart als Tausend Emo-Kids.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:34 / Singer/Songwriter

verwandte Artikel bei sellfish.de:

 

Autor:





ERROR!