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Paul Dimmer Band

Wenn alle Stricke reißen

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Paul Dimmers zweite Veröffentlichung polarisiert mit Handwerk und Inhalt zugleich und unterstreicht bereits vorhandene Standpunkte weiter. Moment mal!? Paul Dimmer? Den Namen schnell in eine der großen Suchmaschinen eingeben: Er hat 2003 sein erstes Album „Im kleinen Kreis“ veröffentlicht und spielte 2004 einige Deutschland-Termine mit den tollen Azure Ray vom amerikanischen Kult-Label Saddle Creek.
Diesen Paul D. gibt es im realen Alltag jedoch nicht. Jedenfalls nicht in Verbindung mit den drei Herren aus Frankfurt und Hamburg, die den imaginären Namen erfunden haben, unter diesem seit 2002 musizieren und auf dem Hamburger Label Tapete Records beheimatet sind. Christoph Wegner, Patrick Reuter und Jens Zulauf alias die Paul Dimmer Band setzen in den knapp 40 Minuten auf runde, deutschsprachige Popsongs die sehr erwachsen klingen. Ihr Albumtitel „Wenn alle Stricke reißen“ gibt vom ersten Augenblick eine deutliche Richtung vor, um was es sich handeln könnte. Dinge die Halt versprechen, Dinge denen man sich sicher sein kann. Doch wenn genau diese reißen und einen tief fallen lassen, stellen sich neue Fragen. Veranschaulicht durch und vereinfacht auf das Bild des Loslassens oder losgelassen werden. In den Texten wird leider wenig mit sich gerungen, gekämpft, gebissen oder gelitten. Es wird mehr oder weniger alles so einfach hingenommen und lässt den Hörer selten mitleiden. Bei „ Neben mir“ heißt es an einer Stelle: „Es bleibt nichts zu verstehen / nichts zu verändern an dir / vorbei an Erinnerungen / alles bleibt so wie ich es kenn.“ An anderer Stelle resignierend „…und alles was ich will / ist alles was ich nicht bin“. Vielleicht will Paul auch nicht mehr kämpfen, doch wo bleibt dann der Schmerz, die Wut oder gar die erlösende Hoffnung auf neue Wege? Das Album ist stellenweise, für das große Thema des Verlusts, zu passiv, manchmal ein wenig zu distanziert von den ganz intimen Momenten die berühren sollten. Hingegen gelingen den drei Herren mit reduziertem Schlagzeug, bewusst zurückhaltendem Klavier und einer sanften Akustikgitarre, melodiöse und melancholische Kuschelpopsongs die musikalisch durchaus Ausgereiftheit besitzen. Live zu sehen und zu hören sind Paul & Co. ab Oktober in der Singer/Songwriter Reihe „Sit Down And Sing“. Mit dabei ist unter anderem der große Norman Blake vom Teenage Fanclub von dem sie sicher noch einiges lernen könnten.

Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 40 :42 / Pop

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