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St. Vincent

Marry Me

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St. Vincent braucht nur wenige Minuten um zu zeigen, dass Jazz, Pop, Folk und Gospel sich auf manchmal geniale, manchmal aber auch sehr irritierende Weise verbinden lassen.
St. Vincent alias Annie Clark ist das ungefähre Gegenteil zum zuckersüßen Songwriter-Jazz-Pop von Norah Jones und das einzige, das beide gemeinsam haben, ist eine frappierende äußere Ähnlichkeit. Gerade so, als seien die beiden nach der Geburt getrennt und in verschiedenen Elternhäusern aufgewachsen. Während Jones die Freuden des gutbürgerlichen Musikunterrichts in Brooklyn genoß, musste sich Annie Clark gegen 8 bibelsichere Geschwister mitten in Texas durchsetzen. Das heißt: so richtig durchgesetzt hat sich Clark nicht, sondern wohl eher in eine Parallelwelt zurückgezogen. Im richtigen Alter, mit 12 Jahren, fand sie dann auch endlich ein geegnetes Vehikel, sie für immer in die absonderliche Parallelwelt zu schaffen: die Gitarre. Seitdem macht sie als St. Vincent eine schmutzige, abwegige Musik. "Marry Me" beginnt noch harmlos, mit quietschbunten Keyboards und rauchigem Feengesang. Aber bereits "Jesus Saves, I Spend" ist ein irritierendes Gemisch aus Trommelwirbel, Hintergrundchören, Babygesang und einer mehr als abgefuckten E-Gitarre. Mit Coltrane und Tennessee sei Annie Clark aufgewachsen - Lou Reed stand aber mindestens ebenso Pate für den musikalischen Werdegang der Amerikanerin. "Paris Is Burning" klingt ungefähr so, als müsse die furchtbar talentierte Carmen Electra, Wonder Girl des letzten Jahres, noch schnell beweisen, dass sie auch ein paar Jazz-, Folk- und Soulwurzeln besitzt. Da kann Annie Clark natürlich nur mit den Achseln zucken und gleich noch ein paar sonderbare Melodiebögen spinnen. Wer in den nächsten Monaten eine versponnene Musikerin heiraten möchte, sollte bei St. Vincent anklopfen. Norah Jones ist ja schon vergeben. Wäre aber wohl auch umgänglicher.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:01 / Songwriter/Jazz/Pop

 

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