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The Good Life

Help Wanted Nights

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Die Weakerthans und The Good Life haben einiges gemeinsam: Nicht nur, dass beide Bands dieser Tage ihr jeweils viertes Album veröffentlichen, sie haben auch mit John K. Samson und Tim Kasher zwei der besten Songwriter unserer Zeit in ihren Reihen. Doch weder „Reunion Tour“ noch „Help Wanted Nights“ gehören zum Besten, was beide Kapellen jemals zu Stande gebracht haben und trotzdem schaffen es beide Platten auf einzigartige Weise die erste Herbstdepression zu gestalten.
Denn beiden Alben haben noch etwas gemein: Sie erweisen sich mal wieder als echte – Achtung Unwort! – „Grower“. Was sich zunächst als handfeste Enttäuschung präsentiert, wächst mit jedem Durchgang und sobald man einmal die Songtexte gegengelesen hat, ist eh wieder klar, wo das Herz sitzt. „Help Wanted Nights“ kommt nicht an das Konzeptalbum “Album Of The Year” heran, erst recht nicht an das Meisterwerk „Black Out“ und trotzdem lassen sich auch diesmal wieder echte Perlen entdecken. Das süß-verspielte und viel zu kurze „Heartbroke“ zum Beispiel oder die Dramen „Your Share Of Men“, „So Let Go“ oder „Some Tragedy“. Immer ganz nah am menschlichen Abgrund. Aber dafür lieben wir ja Kasher & Co. – egal ob er uns gerade mit The Good Life unser Gefühlsleben erklärt oder mit Cursive sogar die ganze Welt. Auch wenn die zehn Titel manchmal ein wenig wie Ausschussware vom letzten Album wirken, das hier ist immer noch größer, als so viel andere befindlichkeitsfixierte Musik. The Good Life reduzieren sich diesmal nicht nur musikalisch, auch Kasher beschränkt sich textlich auf eine Thematik. In nicht weniger als vierzig Minuten geht es fast ausschließlich um unbeantwortete Liebe, falsch verstandene One-Night-Stands, um missglückte Versuche eine Beziehung zu beenden und das betrügen und betrogen werden. Harter Stoff natürlich, aber mit einer Stimme vorgetragen, die einen jederzeit Hoffnung verspricht oder wahlweise mit über die Klippe zieht. Zwischen mitsummen bei „Keely Aimee“ und der Verzweiflung beim fast elfminütigen „Rest Your Head“ ist es nur ein ganz kleiner Schritt. Und auch wenn die Weakerthans ein kleines Stück vorne liegen, „Help Wanted Nights“ ist in der Sparte Alkoholikerpop ebenfalls ganz oben mit dabei.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:15 / Songwriterpop

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