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Captain Planet

Wasser kommt, Wasser geht

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Katastrophenalarm: Wirbelstürme verwüsten Gefühlslandschaften, Flutwellen rauschen durch ein Meer von Erinnerungen, und Herzen brennen lichterloh. Doch wie immer in solchen Fällen naht die Rettung in Gestalt von Captain Planet, der noch nie mit einer solchen Dringlichkeit vorgegangen ist!
Es könnte beinahe Absicht sein, dass im Booklet der Platte die Worte „Kind“ und „Herz“ am auffälligsten hervorstechen. Ständig trifft man bei Captain Planet auf Spielzeugläden, Baumhäuser und Bocksprünge. Nicht dass sie vergangenen Zeiten einfach nur verklärt hinterher trauern, vielmehr wird an Euphorie und Abenteuerlust erinnert, die man damals in sich trug. Oder als man noch mit soviel Tatendrang ausgestattet war wie im grandiosen Übersong „Hundertzwanzig Sachen“! Nach der nicht minder großartigen „Unterm Pflaster der Strand“-EP, haben die Hamburger nun auf ihrem Debut-Album alle zum Überleben notwendigen Worte in gerade einmal 30 Minuten verpackt. Allein in „Wespenstich“ und „Ohne Worte“ geht es zu Beginn schon so energisch zu, dass Sänger Arne sich fast heiser schreit. Der Sound ist dabei immer noch so rau geblieben, dass die Band auch weiterhin die Jugendzentren des Landes bespielen dürfte. Gitarren rennen um die Wette mit einem scheppernden Bass, und überschlagen sich beinahe vor Spielfreude. Als würden Turbostaat mit mehr Hummeln im Gesäß zu Werke gehen. Aber auch die Blutsbrüder von Matula können als Referenz herhalten. „Wasser kommt, Wasser geht“ ist sicher eines der mitreißendsten Alben der letzten Zeit, da fällt es dann auch kaum ins Gewicht, wenn dem Kapitän auf der Zielgerade ein wenig die Puste ausgeht. Nach dem Hören der Platte möchte man aufgrund von Endorphinüberschuss aufstehen, etwas unternehmen und verändern. Und Veränderung ist ein zentrales Thema dieser Platte – ein Album gegen das Aufgeben, für das Losreißen und Los rennen, um ein wenig Ordnung in das „ganze Durcheinander zwischen schwarz und weiß“ zu bringen. Und mit den vielen Erinnerungen aus früheren Zeiten stets im Nacken weiter suchen, „raus aus Straße, Viertel, Stadt und Land, nach Hause – wo immer das ist!“

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 30:32 / Emopunk

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