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Maritime

Heresey And The Hotel Choir

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Mit den ersten beiden Alben konnten Maritime den Ex-The-Promise-Ring-Stempel nicht wirklich loswerden. Zu präsent war immer noch deren hervorragendes Abschlusswerk „Wood / Water“. Und auch wenn Davey von Bohlen und Dan Didier mit Maritime einen anderen Ansatz wählten, um sich freizuschwimmen – so richtig wollte es nicht gelingen.
Keine Frage, „Glass Floor“ hatte tolle Songs zu bieten. Das klang frisch, fast nach einer hungrigen jungen Band, aber als Ganzes wollte das Debüt nicht so wirklich funktionieren. Zu unterschiedlich waren die Songs ausgelegt. Einmal fröhlich punkig nach vorne, dann wieder eher akustisch melancholisch, wie eben noch auf „Wood / Water“. „We, The Vehicles“ wiederum war ein rundes, kompaktes Album, im einzelnen aber recht schwach auf der Brust. Kuschlige Indiepopsongs, die schnell ins Ohr gingen, dort aber recht bald wieder verschwunden waren. Und dann stellte man zu seinem eigenem Erschrecken fest, dass man beide Alben im Nachhinein wohl eher mehr als weniger kritisch gesehen hätte, wenn man nicht The Promise Ring im Hinterkopf und den Obersympathen Davey von Bohlen vor Augen gehabt hätte. Weil man aber weiß, zu was für Songs dieser Mann fähig ist, gibt man ihm wieder eine weitere Chance, wie bei einem guten Freund, der einen schon mehrmals vor den Kopf gestoßen hat. Man weiß eben, dass bei all den Macken und Fehlern so ein guter Charakter dahintersteht, von dem man zwar vielleicht ein bisschen enttäuscht, dem man aber niemals böse sein kann. Und gerade in dem Moment, als man sich mal wieder seinen Kumpel ärgern will, kommt er vorbei, hat einen Kuchen gebacken und schaut einen entschuldigend mit Hundeblick an. Und auch wenn man in „Heresy And The Hotel Choir” genauso gut Stagnation auf hohem Niveau sehen kann, holt einen die Platte trotzdem mehr ab, als die beiden zuvor. Tolle Songs vereinigen sich mit innerer Geschlossenheit, es gibt wieder Stücke, die schön nach vorne gehen und natürlich wie immer eine große Portion melancholischen Gitarrenpop, weil Davey von Bohlen mit seiner hohen, heißeren Stimme eben genau dafür geschaffen ist. Nach dem Ausstieg von Eric Axelson hat man gleich zwei Neue an Bord geholt, was der Spielfreude offensichtlich gut tut und den Sound noch etwas variabler gestaltet. Bei „For Science Fiction“ kracht ein Basslauf rein, „Hours That You Keep“ überrascht mit ein paar derben Riffs und „Pearl“ ist vielleicht der schönste Song, den Maritime bisher gemacht haben. Und jetzt genug der Analyse. Love me or leave me! Die Entscheidung fällt nicht schwer...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:44 / Gitarrenpop

Autor:

 

Maritime - For Science Fiction (GHvC Version)

 

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